Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat bekannt gegeben, dass die Autorin Ursula Krechel am 1. November 2025 in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wird. Diese Ehrung gilt als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Krechel, die für ihre tiefgründigen und einfühlsamen Erzählungen bekannt ist, hat erst kürzlich ihren neuesten Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ veröffentlicht, der im Januar 2025 erschien.
In der Tiefe und Flug zum Titan / Eine Herberge der Hölle / Freddie Funks verrückte Meerjungfrau von H.G. Wells, Stanley G. Weinbaum, Arthur Leo Zagat, Leroy Yerxa
Die Titel-Geschichte „In the Abyss (In der Tiefe)“ stammt vom englischen Schriftsteller H. G. Wells. Sie beschreibt eine Reise des Forschers Elstead zum Meeresgrund. Dieser hat einen Apparat erfunden, mit dem eine Person in große Tiefen vordringen und das Leben auf dem Meeresgrund beobachten kann. Es handelt sich um eine Stahlkugel mit einem Durchmesser von etwa neun Fuß, die einem immensen Druck standhalten soll. Gewichte, die mit einem Kabel an der Kugel befestigt sind, bringen sie auf den Meeresgrund. Der Forscher kann seine Beobachtungen durch das Fenster in der Kugel machen, wobei der Sauerstoff im Inneren durch einen fiktiven „Myers-Apparat“ ersetzt wird. Ein Mechanismus schneidet das Kabel nach einer bestimmten Zeit durch, und der Auftrieb der Kugel bringt sie wieder an die Oberfläche.
Die Kugel kehrt nicht planmäßig zurück. Während die Schiffsoffiziere warten, „stand die Dezembersonne hoch am Himmel, und die Hitze war sehr beträchtlich“. Um Mitternacht befürchten sie das Schlimmste …
Insgesamt vier erstaunliche Geschichten von den großen Pionieren der modernen Fantasy, Mystery und Science-Fiction-Literatur in neuer Übersetzung, die es wert sind zu lesen.
Sternengezeugt
In ‚Sternengezeugt‘ befasst sich der Autor H.G. Wells erneut mit der Idee der Existenz von Außerirdischen, über die er in dem Roman ‚Krieg der Welten‘ bereits geschrieben hatte. Es entsteht der Verdacht, dass die Außerirdischen zurückgekehrt sein könnten – diesmal unter Verwendung kosmischer Strahlung, um menschliche Chromosomen durch Mutationen zu verändern und um die Spezies ihres eigenen sterbenden Planeten zu ersetzen.
Der Protagonist Joseph Davis, ein Autor populärer Geschichtsbücher, ist von den Gerüchten über den Plan der Außerirdischen, die er für Marsmenschen hält, extrem besessen. Er erwägt die Möglichkeit, dass Mutationen schon stattgefunden haben könnten und dass sein Kind, seine Frau und sogar er selbst bereits Marsmenschen sind. Der ironische und oft komische Roman ‚Sternengezeugt‘ schildert Entdeckungen in der Evolutionsbiologie und entwirft eine beeindruckende Zukunftsvision eines durch Genmanipulation optimierten Menschen.
Ein fantastisches Buch, das nicht nur Fans der Fantasy begeistert.
Ursula Krechel hat im Laufe ihrer Karriere eine Vielzahl von literarischen Werken geschaffen, die sich durch ihre thematische Vielfalt und stilistische Raffinesse auszeichnen. Ihr Schaffen wird in der Literaturkritik hoch geschätzt, und es wurden bereits zahlreiche Artikel zu ihren Büchern und Gedichten veröffentlicht. So etwa die Neubearbeitung ihrer Erzählung „Der Übergriff“, die von Günter Helmes in der Ausgabe 02-2023 von literaturkritik.de besprochen wurde. Hier wird Krechels Fähigkeit gewürdigt, komplexe Lebensrealitäten in eindringliche Erzählungen zu verwandeln.
In einem weiteren Artikel von Beat Mazenauer aus der Ausgabe 02-2019 wird Krechels Roman „Geisterbahn“ hervorgehoben. In diesem Werk beleuchtet sie das Schicksal einer Sinti-Familie und bietet zudem ein Panorama der Gesellschaft in Trier. Ihre Erzählweise wird als eindringlich und aufschlussreich beschrieben, was den Leser dazu anregt, über die Kontinuitäten von Diskriminierung und Ungerechtigkeit nachzudenken.
Die Portraits starker Frauen, die Krechel in ihren Werken zeichnet, werden ebenfalls gewürdigt. Rolf Löchel bemerkt in seiner Rezension aus der Ausgabe 07-2015, dass Krechel es meisterhaft versteht, die Stärke und den Mut ihrer Protagonistinnen darzustellen. Diese Portraits sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch anregend und bieten wertvolle Einblicke in das Leben von Pionierinnen, die oft im Schatten der Geschichte stehen.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Krechel ist „Landgericht“, das die tragische Geschichte eines jüdischen Exilanten erzählt, der nach Deutschland zurückkehrt und dort vergeblich nach Gerechtigkeit sucht. Friederike Gösweiner beschreibt in der Ausgabe 10-2012, wie Krechel das Trauma der Vergangenheit mit einer eindringlichen Erzählweise verbindet und dabei die zeitlosen Themen von Identität und Zugehörigkeit behandelt.
In ihrem Tatsachenroman „Shanghai, fern von wo“ gelingt es Krechel, das Schicksal tausender Flüchtlinge zu einem bewegenden Narrativ zu verweben. Luitgard Koch hebt in der Ausgabe 05-2009 hervor, wie Krechel die Erlebnisse der Menschen, die vor dem Krieg fliehen mussten, in eine Geschichte von Verlust und Hoffnung verwandelt. Ihr Geschick, historische Fakten mit fiktiven Elementen zu kombinieren, macht ihre Texte besonders anschaulich und berührend.
Ursula Krechel hat sich nicht nur als Romanautorin einen Namen gemacht, sondern auch im Bereich der Lyrik. Ihre Gedichtauswahlen spiegeln ihr literarisches Epizentrum wider und zeigen, wie sie mit Sprache und Form spielt. Beat Mazenauer betont in der Ausgabe 05-2014, dass Krechels Gedichte eine eigene, unverwechselbare Stimme finden, die den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt.
Krechels Werke sind oft von einem tiefen sozialen Engagement geprägt. Sie beleuchtet Themen wie Flucht, Identität, Gerechtigkeit und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Ihre Erzählungen fordern den Leser heraus, die eigene Perspektive zu hinterfragen und sich mit den Geschichten anderer Menschen auseinanderzusetzen.
Die Verleihung des Büchner-Preises an Ursula Krechel ist nicht nur eine Anerkennung ihres bisherigen Schaffens, sondern auch ein Zeichen für die Bedeutung ihrer Stimme in der zeitgenössischen Literatur. Es wird spannend sein zu sehen, welche neuen Wege sie in der Zukunft beschreiten wird und welche Themen sie weiterhin in ihren Erzählungen beleuchten wird. Der Preis ist eine Bestätigung für ihre Fähigkeit, über die Grenzen des individuellen Schicksals hinaus zu erzählen und universelle menschliche Erfahrungen zu thematisieren.