Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat bekannt gegeben, dass die Autorin Ursula Krechel am 1. November 2025 in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wird. Diese Ehrung gilt als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Krechel, die für ihre tiefgründigen und einfühlsamen Erzählungen bekannt ist, hat erst kürzlich ihren neuesten Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ veröffentlicht, der im Januar 2025 erschien.
Das Kristall-Ei und Eine Terrornacht / Operation in der vierten Dimension / In der Raumzeit verirrt von H.G. Wells, Miles J. Breuer, Arthur Leo Zagat
Dieses Buch enthält unter anderem eine gewaltige Geschichte von einem der größten Wissenschaftsautoren. Es ist eine Geschichte, die Sie bis zum Ende raten lässt – eine Geschichte, die Ihnen noch viele Jahre später in Erinnerung bleiben wird. Wells‘ Vorstellungskraft irrt nicht ziellos umher – er kennt seine Wissenschaft – und während die Geschichte auf den ersten Blick vielleicht allzu fantastisch erscheint, so kann doch niemand wissen, ob sie in wenigen Jahrzehnten nicht recht harmlos und alltäglich erscheinen wird.
Wenn eine Zivilisation auf einer anderen Welt irgendwann mit uns kommunizieren wollte, gäbe es vielleicht tausende, für uns ungeahnte Methoden, mit denen dies erreicht werden könnte. Die Kristall-Ei-Methode, die Wells in dieser Geschichte verwendet, könnte eine davon sein. Wir, die wir an die heutigen Kommunikations-Medien gewöhnt sind und mit einem Smartphone Stimmen aus dem Äther holen, werden nicht glauben, dass das Kristall-Ei irgendwann einmal nicht zu verwirklichen wäre.
Insgesamt vier erstaunliche Geschichten von den großen Pionieren der mdernen Science-Fiction-Literatur in neuer Übersetzung, die es wert sind zu lesen.
Im dunkelsten Afrika
Im Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige von Ägypten gekommen war, brach 1881 der Mahdiaufstand aus. Nach dem Abzug der anglo-ägyptischen Truppen aus dem Sudan behauptete sich der deutsche Forscher Emin-Pascha als Gouverneur der südlichsten Provinz des Sudan Äquatoria.
Emin-Pascha, bürgerlich Eduard Schnitzer, schrieb einen Brief an die Times, in dem er um Hilfe bat. Die Empathie in der britischen Bevölkerung führte dazu, dass rasch die finanziellen Mittel für eine Expedition zur Befreiung Emin-Paschas aufgebracht wurden.
Der Afrikaforscher Henry M. Stanley wurde beauftragt, die Expedition zu leiten. Ob und wie es Stanley gelang Emin-Pascha zu retten und welche Abenteuer er auf seiner Expedition erlebte, das beschreibt der Autor Stanley in diesem Buch.
Ursula Krechel hat im Laufe ihrer Karriere eine Vielzahl von literarischen Werken geschaffen, die sich durch ihre thematische Vielfalt und stilistische Raffinesse auszeichnen. Ihr Schaffen wird in der Literaturkritik hoch geschätzt, und es wurden bereits zahlreiche Artikel zu ihren Büchern und Gedichten veröffentlicht. So etwa die Neubearbeitung ihrer Erzählung „Der Übergriff“, die von Günter Helmes in der Ausgabe 02-2023 von literaturkritik.de besprochen wurde. Hier wird Krechels Fähigkeit gewürdigt, komplexe Lebensrealitäten in eindringliche Erzählungen zu verwandeln.
In einem weiteren Artikel von Beat Mazenauer aus der Ausgabe 02-2019 wird Krechels Roman „Geisterbahn“ hervorgehoben. In diesem Werk beleuchtet sie das Schicksal einer Sinti-Familie und bietet zudem ein Panorama der Gesellschaft in Trier. Ihre Erzählweise wird als eindringlich und aufschlussreich beschrieben, was den Leser dazu anregt, über die Kontinuitäten von Diskriminierung und Ungerechtigkeit nachzudenken.
Die Portraits starker Frauen, die Krechel in ihren Werken zeichnet, werden ebenfalls gewürdigt. Rolf Löchel bemerkt in seiner Rezension aus der Ausgabe 07-2015, dass Krechel es meisterhaft versteht, die Stärke und den Mut ihrer Protagonistinnen darzustellen. Diese Portraits sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch anregend und bieten wertvolle Einblicke in das Leben von Pionierinnen, die oft im Schatten der Geschichte stehen.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Krechel ist „Landgericht“, das die tragische Geschichte eines jüdischen Exilanten erzählt, der nach Deutschland zurückkehrt und dort vergeblich nach Gerechtigkeit sucht. Friederike Gösweiner beschreibt in der Ausgabe 10-2012, wie Krechel das Trauma der Vergangenheit mit einer eindringlichen Erzählweise verbindet und dabei die zeitlosen Themen von Identität und Zugehörigkeit behandelt.
In ihrem Tatsachenroman „Shanghai, fern von wo“ gelingt es Krechel, das Schicksal tausender Flüchtlinge zu einem bewegenden Narrativ zu verweben. Luitgard Koch hebt in der Ausgabe 05-2009 hervor, wie Krechel die Erlebnisse der Menschen, die vor dem Krieg fliehen mussten, in eine Geschichte von Verlust und Hoffnung verwandelt. Ihr Geschick, historische Fakten mit fiktiven Elementen zu kombinieren, macht ihre Texte besonders anschaulich und berührend.
Ursula Krechel hat sich nicht nur als Romanautorin einen Namen gemacht, sondern auch im Bereich der Lyrik. Ihre Gedichtauswahlen spiegeln ihr literarisches Epizentrum wider und zeigen, wie sie mit Sprache und Form spielt. Beat Mazenauer betont in der Ausgabe 05-2014, dass Krechels Gedichte eine eigene, unverwechselbare Stimme finden, die den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt.
Krechels Werke sind oft von einem tiefen sozialen Engagement geprägt. Sie beleuchtet Themen wie Flucht, Identität, Gerechtigkeit und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Ihre Erzählungen fordern den Leser heraus, die eigene Perspektive zu hinterfragen und sich mit den Geschichten anderer Menschen auseinanderzusetzen.
Die Verleihung des Büchner-Preises an Ursula Krechel ist nicht nur eine Anerkennung ihres bisherigen Schaffens, sondern auch ein Zeichen für die Bedeutung ihrer Stimme in der zeitgenössischen Literatur. Es wird spannend sein zu sehen, welche neuen Wege sie in der Zukunft beschreiten wird und welche Themen sie weiterhin in ihren Erzählungen beleuchten wird. Der Preis ist eine Bestätigung für ihre Fähigkeit, über die Grenzen des individuellen Schicksals hinaus zu erzählen und universelle menschliche Erfahrungen zu thematisieren.