Ursula Krechel erhält den renommierten Büchner-Preis 2025**

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat bekannt gegeben, dass die Autorin Ursula Krechel am 1. November 2025 in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wird. Diese Ehrung gilt als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Krechel, die für ihre tiefgründigen und einfühlsamen Erzählungen bekannt ist, hat erst kürzlich ihren neuesten Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ veröffentlicht, der im Januar 2025 erschien.

Literature advertisement

Das rote Zimmer und Der neue Nervenbeschleuniger / Das Ding von – „Draußen“ / Die Farbe aus dem All von H.G. Wells, G. A. England, H.P. Lovecraft

Ein ungenannter Protagonist und Erzähler beschließt, die Nacht in einem angeblich gespenstischen Raum zu verbringen, der im lothringischen Schloss knallrot gefärbt ist. Er beabsichtigt, die Legenden, die ihn umgeben, zu widerlegen. Trotz der vagen Warnungen der drei gebrechlichen Aufseher, die im Schloss wohnen, steigt der Erzähler in das „Rote Zimmer“ auf, um die Nachtwache zu beginnen und eine erstauniiche Geschichte nimmt Fahrt auf …
Diese Geschichte des populären Autors H.G. Wells, der in Deutschland vor allem für seine Science-Fiction-Bücher bekannt ist, und drei weitere spannende Geschichten von bekannten Autoren finden sich im vorliegenden Band 1 der Reihe ‚Erstaunliche Geschichten‘.
Hier liegt nun die zweite überarbeitete und verbesserte Auflage vor.

Hier geht es weiter …

Literature advertisement

Das grausige Hobby von Sir Joseph Londe

„Was für einen Unfug wollen Sie von mir?“, fragte Daniel – vergeblich versuchte er, sich aufzusetzen.
„Nur um einen Blick auf Ihr Gehirn zu werfen“, war die angenehme Antwort.
„Mein – mein was?“ Daniel keuchte.
„Ihr Gehirn“, wiederholte der andere, nahm eines der Messer aus der Schachtel und untersuchte es kritisch. „Übrigens, Sie wissen natürlich, wer ich bin? Ich bin Sir Joseph Londe, der größte Chirurg der Welt. Ich habe mehr Operationen durchgeführt, als es Sterne am Himmel gibt. Leider wurde eines Tages ein kleiner Teil meines Gehirns rot. … Solange ich diesen kleinen Teil des roten Gehirns nicht ersetzen kann, bin ich verrückt. …. In Sie habe ich jedoch absolutes Vertrauen.“
„Wie wollen Sie an mein Gehirn rankommen?“ Daniel fand die Kraft zu fragen.
„Ich will es natürlich herausschneiden“, erklärte der andere. „Sie brauchen nicht die geringste Angst zu haben. Ich bin der beste Operator der Welt.“
„Und was machen Sie danach mit mir?“
Der Chirurg kicherte.
„Ich begrabe Sie im Steingarten“, antwortete er. „Ich nenne ihn meinen Friedhof. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ganz still zu bleiben …“
Das ist ein kurzer Textausschnitt aus dem Buch, das Spannung und einen besonderen Lesegenuss verspricht.

Hier geht es weiter …

Ursula Krechel hat im Laufe ihrer Karriere eine Vielzahl von literarischen Werken geschaffen, die sich durch ihre thematische Vielfalt und stilistische Raffinesse auszeichnen. Ihr Schaffen wird in der Literaturkritik hoch geschätzt, und es wurden bereits zahlreiche Artikel zu ihren Büchern und Gedichten veröffentlicht. So etwa die Neubearbeitung ihrer Erzählung „Der Übergriff“, die von Günter Helmes in der Ausgabe 02-2023 von literaturkritik.de besprochen wurde. Hier wird Krechels Fähigkeit gewürdigt, komplexe Lebensrealitäten in eindringliche Erzählungen zu verwandeln.

In einem weiteren Artikel von Beat Mazenauer aus der Ausgabe 02-2019 wird Krechels Roman „Geisterbahn“ hervorgehoben. In diesem Werk beleuchtet sie das Schicksal einer Sinti-Familie und bietet zudem ein Panorama der Gesellschaft in Trier. Ihre Erzählweise wird als eindringlich und aufschlussreich beschrieben, was den Leser dazu anregt, über die Kontinuitäten von Diskriminierung und Ungerechtigkeit nachzudenken.

Die Portraits starker Frauen, die Krechel in ihren Werken zeichnet, werden ebenfalls gewürdigt. Rolf Löchel bemerkt in seiner Rezension aus der Ausgabe 07-2015, dass Krechel es meisterhaft versteht, die Stärke und den Mut ihrer Protagonistinnen darzustellen. Diese Portraits sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch anregend und bieten wertvolle Einblicke in das Leben von Pionierinnen, die oft im Schatten der Geschichte stehen.

Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Krechel ist „Landgericht“, das die tragische Geschichte eines jüdischen Exilanten erzählt, der nach Deutschland zurückkehrt und dort vergeblich nach Gerechtigkeit sucht. Friederike Gösweiner beschreibt in der Ausgabe 10-2012, wie Krechel das Trauma der Vergangenheit mit einer eindringlichen Erzählweise verbindet und dabei die zeitlosen Themen von Identität und Zugehörigkeit behandelt.

In ihrem Tatsachenroman „Shanghai, fern von wo“ gelingt es Krechel, das Schicksal tausender Flüchtlinge zu einem bewegenden Narrativ zu verweben. Luitgard Koch hebt in der Ausgabe 05-2009 hervor, wie Krechel die Erlebnisse der Menschen, die vor dem Krieg fliehen mussten, in eine Geschichte von Verlust und Hoffnung verwandelt. Ihr Geschick, historische Fakten mit fiktiven Elementen zu kombinieren, macht ihre Texte besonders anschaulich und berührend.

Ursula Krechel hat sich nicht nur als Romanautorin einen Namen gemacht, sondern auch im Bereich der Lyrik. Ihre Gedichtauswahlen spiegeln ihr literarisches Epizentrum wider und zeigen, wie sie mit Sprache und Form spielt. Beat Mazenauer betont in der Ausgabe 05-2014, dass Krechels Gedichte eine eigene, unverwechselbare Stimme finden, die den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt.

Krechels Werke sind oft von einem tiefen sozialen Engagement geprägt. Sie beleuchtet Themen wie Flucht, Identität, Gerechtigkeit und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Ihre Erzählungen fordern den Leser heraus, die eigene Perspektive zu hinterfragen und sich mit den Geschichten anderer Menschen auseinanderzusetzen.

Die Verleihung des Büchner-Preises an Ursula Krechel ist nicht nur eine Anerkennung ihres bisherigen Schaffens, sondern auch ein Zeichen für die Bedeutung ihrer Stimme in der zeitgenössischen Literatur. Es wird spannend sein zu sehen, welche neuen Wege sie in der Zukunft beschreiten wird und welche Themen sie weiterhin in ihren Erzählungen beleuchten wird. Der Preis ist eine Bestätigung für ihre Fähigkeit, über die Grenzen des individuellen Schicksals hinaus zu erzählen und universelle menschliche Erfahrungen zu thematisieren.