In einer eindringlichen Rede zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse hat die scheidende Vorsitzende des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs, die Bedeutung des Themas Künstliche Intelligenz (KI) hervorgehoben. Sie bezeichnete den Umgang mit KI als die größte Herausforderung, der sich unsere Gesellschaft in der Zukunft stellen muss. Diese Einschätzung unterstreicht die weitreichenden Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung auf verschiedene Lebensbereiche hat, insbesondere auf Bildung und Lesekompetenz.
Schmidt-Friderichs wies darauf hin, dass die Entwicklung und Integration von KI-Technologien in den Alltag nicht nur technische Fragestellungen aufwirft, sondern auch ethische, soziale und bildungspolitische Dimensionen umfasst. Die rasante Entwicklung dieser Technologien erfordert ein Umdenken und eine Anpassung der Bildungsstrategien, um den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt gerecht zu werden. Ihrer Meinung nach sind die Herausforderungen, die mit der KI einhergehen, nicht nur technischer Natur; sie betreffen auch die Art und Weise, wie wir lernen, kommunizieren und Wissen erwerben.
Ein zentrales Anliegen der Vorsteherin war die alarmierende Situation der Lesekompetenz in der Gesellschaft. Sie warnte vor einem sogenannten „dramatischen Bildungsnotstand“, der sich insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigt. Diese Entwicklung macht deutlich, dass es nicht nur erforderlich ist, technologische Fähigkeiten zu fördern, sondern auch die grundlegenden Kompetenzen, die für das Verstehen und Verarbeiten von Informationen notwendig sind. Schmidt-Friderichs betonte, dass Lesen nicht nur eine grundlegende Fähigkeit ist, sondern auch die Voraussetzung für einen aktiven und informierten Bürger in einer demokratischen Gesellschaft.
Die Kombination aus einem sich schnell verändernden beruflichen Umfeld, in dem KI eine immer zentralere Rolle spielt, und der sinkenden Lesekompetenz stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Zukunft dar. Schmidt-Friderichs forderte daher ein Umdenken in der Bildungslandschaft. Es sei entscheidend, dass Bildungseinrichtungen sich nicht nur auf die Vermittlung technischer Fähigkeiten konzentrieren, sondern auch die Lesefähigkeit und das kritische Denken der Schüler fördern. Nur so könne man gewährleisten, dass zukünftige Generationen in der Lage sind, die Herausforderungen der digitalen Welt zu meistern und informierte Entscheidungen zu treffen.
Darüber hinaus hob die Vorsteherin die Verantwortung der Verlage und der Buchbranche hervor. Diese seien in der Pflicht, nicht nur hochwertige Inhalte bereitzustellen, sondern auch dazu beizutragen, das Interesse an Literatur und Lesen zu fördern. Die Buchmesse, als bedeutende Plattform für den Austausch und die Präsentation von Literatur, spiele dabei eine zentrale Rolle. Sie müsse als ein Ort der Inspiration und des Lernens verstanden werden, der Menschen aller Altersgruppen anzieht und zum Lesen motiviert.
Schmidt-Friderichs‘ Appell ist klar: Um den Herausforderungen, die Künstliche Intelligenz und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen mit sich bringen, zu begegnen, bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung von Bildungseinrichtungen, Verlagen, Politik und Gesellschaft. Nur durch ein koordiniertes Vorgehen könne man sicherstellen, dass die Menschen nicht nur technologische Fähigkeiten erwerben, sondern auch in der Lage sind, kritisch zu denken, Informationen zu bewerten und sich aktiv an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Eröffnung der Frankfurter Buchmesse nicht nur ein kulturelles Ereignis ist, sondern auch einen wichtigen Anlass bietet, über die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft nachzudenken. Die Worte von Karin Schmidt-Friderichs sollten als Weckruf verstanden werden, der uns alle dazu anregt, über die Bedeutung von Bildung und Lesekompetenz in einer von Technologie geprägten Welt nachzudenken und aktiv an Lösungen zu arbeiten.