In ihrem neuesten Werk „Blume Vollmond“ präsentiert die chinesische Autorin Fang Fang eine eindringliche Erzählung über die Auswirkungen gesellschaftlicher Umbrüche auf das Leben des Einzelnen. Die Protagonistin, Hua Manyue, deren Name ins Deutsche übersetzt „Blume Vollmond“ bedeutet, ist zu Beginn des Romans von einer tiefen Leidenschaft für das Spiel Mah-Jongg geprägt. Diese Besessenheit führt dazu, dass sie während des Einmarsches der Volksbefreiungsarmee in ihrer Heimatstadt in Südchina nicht rechtzeitig fliehen kann. Während ihre Familie, bestehend aus wohlhabenden Kaufleuten, erfolgreich nach Taiwan entkommt, wird Hua Manyue abrupt mit einer neuen, bedrohlichen Realität konfrontiert. Durch die politischen Umwälzungen der späten 1940er Jahre muss sie nicht nur ihre Identität verbergen, sondern auch ein Leben fernab des privilegierten Daseins führen, das sie zuvor kannte.
Fang Fang, die 1955 in Nanjing geboren wurde und seit 1957 in Wuhan lebt, ist bekannt für ihre ehrlichen und oft schonungslosen Darstellungen des Lebens in China. Ihr vorheriges Werk, das „Wuhan Diary“, gibt einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, denen die Stadt während der COVID-19-Pandemie gegenüberstand. In „Blume Vollmond“ wird diese Fähigkeit erneut deutlich, als Fang Fang die persönlichen Schicksale ihrer Figuren mit den großen historischen und gesellschaftlichen Fragen ihrer Zeit verknüpft. Dies hat sie in ihrer Heimat nicht nur Anerkennung, sondern auch Anfeindungen und Publikationsverbote eingebracht. Es ist kein Zufall, dass ihr neuester Roman zuerst im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wird, da er in China aufgrund eines faktischen Publikationsverbots nicht erscheinen konnte.
Die Erzählerin führt uns in die Welt der privilegierten Hua Manyue ein, die als Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns in einem Umfeld aufwächst, das ihr ein sorgloses Leben ermöglicht. Ihre Leidenschaft für Mah-Jongg wird zum zentralen Element ihres Lebens, bis die politischen Umwälzungen sie zwingen, ihre Identität und ihr Leben radikal zu verändern. Nachdem sie die Flucht ihrer Familie verpasst hat, wird sie zur Zielscheibe der neuen politischen Ordnung, die von der Kommunistischen Partei unter Mao Zedong geprägt ist. Die Hilfe zweier ehemaliger Angestellter, A Gui und Wang Vier, bewahrt sie vor Schlimmerem, indem sie ihre Identität verschleiern und ihr einen neuen Namen geben.
Fang Fangs Roman zeigt eindringlich, wie Angst und Leidenschaft die chinesische Gesellschaft seit 1949 geprägt haben. Diese beiden Emotionen beeinflussen nicht nur das Leben der Protagonistin, sondern sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Spannungen, die in der Ära Mao Zedongs vorherrschten. Hua Manyues Liebe zu Mah-Jongg symbolisiert einerseits die Sehnsucht nach Freiheit und Individualität, während die Furcht vor Entdeckung und Bestrafung ihre Entscheidungen diktiert. Die Verwandlung von Hua Manyue in Yue Manhua und ihre Heirat mit Wang Vier verdeutlichen, wie stark die äußeren Umstände das Leben und die Identität des Einzelnen beeinflussen können.
Der Roman thematisiert die Isolation und Entfremdung, die sich aus der Notwendigkeit ergeben, sich an ein repressives System anzupassen. Fang Fang gelingt es, die Emotionen ihrer Figuren so darzustellen, dass sie nicht nur als Individuen, sondern auch als Symbole für die Ängste und Hoffnungen einer ganzen Generation fungieren. Besonders eindrucksvoll ist, wie Hua Manyue trotz ihrer Umstände eine Art von Widerstand und Selbstfindung erlebt, als sie schließlich wieder zu ihrem geliebten Mah-Jongg-Spiel zurückkehrt. Dies ist nicht nur eine Rückkehr zu ihrer Leidenschaft, sondern auch ein Schritt in Richtung Selbstakzeptanz und Identität.
Insgesamt ist „Blume Vollmond“ ein eindrucksvolles Werk über das Spannungsfeld von persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Unterdrückung. Fang Fang gelingt es, die historischen Ereignisse und deren Auswirkungen auf das individuelle Schicksal ihrer Figuren meisterhaft miteinander zu verweben. Auch wenn dieser Roman nicht das beste seiner Autorin darstellt, ist er dennoch ein typisches Beispiel für ihr Schaffen. Er thematisiert die Herausforderungen, die mit dem Vergessen und der Verdrängung von unangenehmen historischen Wahrheiten einhergehen, und bietet einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der jüngeren chinesischen Geschichte. Auch wenn das Buch in ihrer Heimat bisher nicht veröffentlicht werden konnte, zeigt Fang Fang mit „Blume Vollmond“ ihren unerm






















































