Der Trickster als Spiegel der Gesellschaft – Eine Analyse von Federica de Cescos Roman „Die Freihei…

In ihrem fesselnden Roman „Die Freiheit der Puppen“ gelingt es Federica de Cesco, die Figur des Hofnarren neu zu interpretieren und ihm eine zentrale Rolle in der kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft zu verleihen. Der Hofnarr, historisch bekannt für seinen Freiraum, sich über die Mächtigen lustig zu machen, wird hier zum Trickster, der die Welt durch seine unkonventionellen Streiche und seine Fähigkeit, die Wahrheit auszusprechen, auf den Kopf stellt.

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Im dunkelsten Afrika

Im Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige von Ägypten gekommen war, brach 1881 der Mahdiaufstand aus. Nach dem Abzug der anglo-ägyptischen Truppen aus dem Sudan behauptete sich der deutsche Forscher Emin-Pascha als Gouverneur der südlichsten Provinz des Sudan Äquatoria.
Emin-Pascha, bürgerlich Eduard Schnitzer, schrieb einen Brief an die Times, in dem er um Hilfe bat. Die Empathie in der britischen Bevölkerung führte dazu, dass rasch die finanziellen Mittel für eine Expedition zur Befreiung Emin-Paschas aufgebracht wurden.
Der Afrikaforscher Henry M. Stanley wurde beauftragt, die Expedition zu leiten. Ob und wie es Stanley gelang Emin-Pascha zu retten und welche Abenteuer er auf seiner Expedition erlebte, das beschreibt der Autor Stanley in diesem Buch.

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Die zentrale Protagonistin Rosa wird von der Theaterleiterin Sarah als „Trickster“ eingeführt. Diese Bezeichnung trägt eine Vielzahl von Assoziationen: Rosa wird nicht nur als heilige Narrin und Gestaltenwandlerin charakterisiert, sondern auch als jemand, der die gesellschaftlichen Normen herausfordert und auf kreative Weise zur Wahrheit führt. Indem die Autorin Rosa diese Aspekte verleiht, schlüpft sie selbst in die Rolle des Tricksters, um die Leser mit unbequemen Wahrheiten über das Leben und die Herausforderungen der Gegenwart zu konfrontieren.

Federica de Cesco, die in der Schweiz lebt, hat sich als versierte Autorin einen Namen gemacht. Mit über fünfzig Kinder- und Jugendbüchern sowie zahlreichen Romanen für Erwachsene hat sie ein breites literarisches Spektrum abgedeckt. Ihre bekannteste Kurzgeschichte, „Spaghetti für zwei“, ist ein Klassiker und zeigt ihr Talent, komplexe Themen auf verständliche Weise zu präsentieren. In „Die Freiheit der Puppen“ entfaltet sie ein vielschichtiges Spiel der Identitäten, das sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Alltag der Ich-Erzählerin Rosa abspielt.

Rosa, die in der DDR zur Zeit der Wende geboren wurde, hat als Kind die Überlebensstrategien ihrer Eltern in einer Diktatur beobachtet. Diese Erlebnisse verarbeitet sie spielerisch durch die Figuren Frau Tam und Herr Tim, die sie selbst erschaffen hat. Die Beziehung zu diesen Figuren bleibt über die Jahre bestehen und wird besonders in Rosas Erwachsenendasein als Rechtsanwältin wieder lebendig, als sie beschließt, ihren Job aufzugeben, um Puppenspielerin zu werden. Ihr Weg in die Theaterwelt beginnt, als sie zufällig einen Schauspieler in Luzern trifft, der sie in sein Kellertheater einführt. Der Zufall bringt die beiden imaginären Figuren zurück in ihr Leben und öffnet ihr die Möglichkeit, politisches Theater zu gestalten.

Die Dynamik zwischen Rosa und ihren fiktiven Begleitern ist faszinierend. Sie fungieren nicht nur als Stellvertreter auf der Bühne, sondern beeinflussen auch Rosas alltägliche Interaktionen. Diese gespaltene Identität spiegelt die inneren Konflikte wider, die Rosa durchlebt, während sie versucht, ihre wahren Wünsche zu artikulieren und gleichzeitig den Erwartungen ihrer Umgebung gerecht zu werden.

Rosa führt ein aufregendes Liebesleben, das von ihrer Beziehung zu Alexis, einem Fotografen, geprägt ist. Diese Beziehung bleibt jedoch unkonventionell und offen, was Raum für weitere Begegnungen schafft. Ihre leidenschaftliche Affäre mit der Journalistin Lea und die Verführung durch den Theaterkritiker Ferenc zeigen, dass Rosa oft impulsiv handelt und ihren Bedürfnissen nachgibt, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Diese impulsiven Entscheidungen bringen sie in gefährliche Situationen, die von den warnenden Stimmen ihrer inneren Figuren kommentiert werden.

De Cesco nutzt die Bühnenauftritte des Tricksters als Plattform, um gesellschaftskritische Themen zu beleuchten. Die Dialoge sind humorvoll, scharfsinnig und nehmen zunehmend direkten Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Missstände. Rosa stellt mächtige Führer der Welt in den Mittelpunkt ihrer Stücke und entlarvt deren Schwächen. Die zunehmende Schärfe ihrer Darstellungen führt zu Spannungen, sowohl auf der Bühne als auch im persönlichen Leben, und lässt die Frage offen, ob sie den Bogen überspannt hat.

Im zweiten Teil des Romans intensiviert sich die Spannung, und überraschende Wendungen halten die Leser in Atem. Rosa, die zunehmend von den äußeren Einflüssen und ihrer eigenen Unbekümmertheit überwältigt wird, sieht sich mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen konfrontiert. Der Roman endet mit einem Neuanfang, der sowohl als Resignation als auch als Hoffnung interpretiert werden kann.

Insgesamt vermittelt „Die Freiheit der Puppen“ ein eindringliches Bild der modernen Gesellschaft und thematisiert die Schwierigkeiten, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Federica de Cesco gelingt es, den Trickster als eine Figur zu etablieren, die zwar in der Vergangenheit einen Platz hatte, doch