Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Sabine Haupt hat kürzlich zwei bedeutende Werke veröffentlicht: ihren neuen Roman mit dem Titel „Bienenkönigin. Blau Kreise“ sowie den von ihr herausgegebenen Sammelband „Wege durch finstere Zeiten. Afghanische und Schweizer Texte über Flucht und Asyl“. Diese Neuerscheinungen zeigen nicht nur ihr literarisches Talent, sondern auch ihr Engagement für soziale Themen, insbesondere in Bezug auf Flucht und Asyl.
In der Tiefe und Flug zum Titan / Eine Herberge der Hölle / Freddie Funks verrückte Meerjungfrau von H.G. Wells, Stanley G. Weinbaum, Arthur Leo Zagat, Leroy Yerxa
Die Titel-Geschichte „In the Abyss (In der Tiefe)“ stammt vom englischen Schriftsteller H. G. Wells. Sie beschreibt eine Reise des Forschers Elstead zum Meeresgrund. Dieser hat einen Apparat erfunden, mit dem eine Person in große Tiefen vordringen und das Leben auf dem Meeresgrund beobachten kann. Es handelt sich um eine Stahlkugel mit einem Durchmesser von etwa neun Fuß, die einem immensen Druck standhalten soll. Gewichte, die mit einem Kabel an der Kugel befestigt sind, bringen sie auf den Meeresgrund. Der Forscher kann seine Beobachtungen durch das Fenster in der Kugel machen, wobei der Sauerstoff im Inneren durch einen fiktiven „Myers-Apparat“ ersetzt wird. Ein Mechanismus schneidet das Kabel nach einer bestimmten Zeit durch, und der Auftrieb der Kugel bringt sie wieder an die Oberfläche.
Die Kugel kehrt nicht planmäßig zurück. Während die Schiffsoffiziere warten, „stand die Dezembersonne hoch am Himmel, und die Hitze war sehr beträchtlich“. Um Mitternacht befürchten sie das Schlimmste …
Insgesamt vier erstaunliche Geschichten von den großen Pionieren der modernen Fantasy, Mystery und Science-Fiction-Literatur in neuer Übersetzung, die es wert sind zu lesen.
Sternengezeugt
In ‚Sternengezeugt‘ befasst sich der Autor H.G. Wells erneut mit der Idee der Existenz von Außerirdischen, über die er in dem Roman ‚Krieg der Welten‘ bereits geschrieben hatte. Es entsteht der Verdacht, dass die Außerirdischen zurückgekehrt sein könnten – diesmal unter Verwendung kosmischer Strahlung, um menschliche Chromosomen durch Mutationen zu verändern und um die Spezies ihres eigenen sterbenden Planeten zu ersetzen.
Der Protagonist Joseph Davis, ein Autor populärer Geschichtsbücher, ist von den Gerüchten über den Plan der Außerirdischen, die er für Marsmenschen hält, extrem besessen. Er erwägt die Möglichkeit, dass Mutationen schon stattgefunden haben könnten und dass sein Kind, seine Frau und sogar er selbst bereits Marsmenschen sind. Der ironische und oft komische Roman ‚Sternengezeugt‘ schildert Entdeckungen in der Evolutionsbiologie und entwirft eine beeindruckende Zukunftsvision eines durch Genmanipulation optimierten Menschen.
Ein fantastisches Buch, das nicht nur Fans der Fantasy begeistert.
Im Roman „Bienenkönigin. Blau Kreise“ präsentiert Haupt eine komplexe und vielschichtige Erzählung, die sich auf zwei verschiedene Handlungsebenen entfaltet. Die Protagonistin ist eine Historikerin im etwas fortgeschritteneren Alter, die in der Vergangenheit für die UNESCO gearbeitet hat. Nach einem scheinbar einschneidenden Lebensereignis zieht sie sich in ein abgelegenes blaues Haus im französischen Zentralmassiv zurück. Hier lebt sie in der Nähe eines Imkers, der eine besondere Art von Bienen, die sogenannten „blauen Blutbienen“, züchtet. Der Roman verbindet Elemente der Science-Fiction mit dem Flair eines Schauerromans, während er gleichzeitig tief in die Wissenschaftsgeschichte der Frühaufklärung eintaucht. Haupt nutzt zahlreiche historische und literarische Anspielungen, um die Erzählung zu bereichern und den Leser zum Nachdenken anzuregen.
Neben der fesselnden Handlung ist es auch die stilistische Vielfalt, die den Roman auszeichnet. Haupt experimentiert mit der Narration und wechselt zwischen verschiedenen Erzählperspektiven, was dem Leser ermöglicht, die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Diese Technik verstärkt die Tiefe der Charaktere und lässt den Leser intensiver in ihre Gedanken und Gefühle eintauchen. Die Atmosphäre des Buches ist durchdrungen von einer leichten Melancholie, die den Konflikten und Herausforderungen der Protagonistin eine besondere Resonanz verleiht.
Parallel zu ihrem literarischen Schaffen engagiert sich Sabine Haupt auch aktiv in sozialen Fragen. Sie setzt sich seit vielen Jahren für afghanische Intellektuelle und deren Familien ein, die unter dem Regime der Taliban leiden. Diese Arbeit hat nicht nur zu zahlreichen erfolgreichen Asylverfahren in der Schweiz geführt, sondern auch zu dem Sammelband „Wege durch finstere Zeiten“, den sie herausgegeben hat. In diesem Buch kommen nicht nur Haupts Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu Wort, sondern auch geflüchtete Afghaninnen und Afghanen, die ihre Geschichten und Erfahrungen teilen. Diese Stimmen sind von unschätzbarem Wert, da sie einen direkten Einblick in die Herausforderungen und Traumata bieten, die mit Flucht und Asyl verbunden sind.
Der Sammelband ist nicht nur ein wertvolles Zeugnis der aktuellen Situation in Afghanistan, sondern auch ein Appell an die Gesellschaft, sich mit den Themen Flucht und Asyl auseinanderzusetzen. Die Beiträge sind vielfältig und spiegeln die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der Autorinnen und Autoren wider. Haupt hat es geschafft, eine Plattform zu schaffen, die es diesen oft übersehenen Stimmen ermöglicht, gehört zu werden.
Insgesamt zeigen die neuesten Werke von Sabine Haupt, wie sie ihre literarischen Fähigkeiten mit einem tiefen sozialen Engagement kombiniert. Ihre Fähigkeit, komplexe Themen in fesselnde Geschichten zu verweben, macht sie zu einer herausragenden Stimme in der zeitgenössischen Literatur. Sowohl „Bienenkönigin. Blau Kreise“ als auch „Wege durch finstere Zeiten“ laden die Leserinnen und Leser ein, sich mit wichtigen Fragen der Menschheit auseinanderzusetzen und sich mit den Schicksalen anderer Menschen zu identifizieren. Haupts Werke sind somit nicht nur unterhaltsam, sondern auch von großer gesellschaftlicher Relevanz. Sie zeigen, wie Literatur als Medium genutzt werden kann, um über die Grenzen der Fiktion hinaus zu reflektieren und einen Dialog über drängende Fragen unserer Zeit zu eröffnen.