Max Weber und seine Wurzeln in Berlin – Eine Neubewertung**

Max Weber, der bedeutende Soziologe und Universalgelehrte, wird oft mit Heidelberg und München assoziiert. Diese beiden Städte haben über Jahre hinweg die Diskussion darüber dominiert, wo Weber seine intellektuelle Heimat fand. Trotz seiner akademischen Laufbahn in Freiburg und Wien, wo er wichtige Lehrstühle innehatte, wurden diese Städte nicht in die engere Auswahl für seine Hauptverortung einbezogen. In Freiburg gibt es zwar eine Gedenktafel, die an Webers Zeit dort erinnert, und in Heidelberg wurde er sogar auf dem Bergfriedhof begraben. Jedoch rücken nun die Historiker Rita Aldenhoff-Hübinger und Gangolf Hübinger mit ihrem neuen Buch „Das Berlin Max Webers. Erfahrungswelten einer Großstadt“ in den Fokus. Sie argumentieren, dass Berlin eine entscheidende Rolle in Webers Leben gespielt hat und fordern eine Neubewertung seiner Verortung.

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Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci versuchte, ein Phänomen zu verstehen, indem er es genau beobachtete und bis ins kleinste Detail beschrieb sowie zeichnerisch darstellte. Seine Experimente folgten klaren wissenschaftlichen Methoden, doch war er ein grundlegend anderer Wissenschaftler als Galileo oder Newton, die ihm später folgten. Er wurde zu seiner Zeit insbesondere als Ingenieur geschätzt. In einem Brief an Ludovico il Moro schrieb er, er könne alle Arten von Maschinen herstellen. Zu seinen Erfindungen gehören unter anderem Musikinstrumente, ein mechanischer Ritter, hydraulische Pumpen, reversible Kurbeltriebe, Mörserschalen mit Rippen und sogar eine Dampfkanone. Einen Großteil seines Lebens beschäftigte er sich mit dem Phänomen des Fliegens. Darüber produzierte er viele Studien sowie Pläne für die unterschiedlichsten Flugmaschinen einschließlich einer Art Hubschrauber. Einige seiner Designs wurden in neuerer Zeit nachgebaut und teilweise sogar erfolgreich getestet.
Das vorliegende Buch ist eine neu illustrierte Ausgabe mit über 20 ganzseitigen Bildtafeln und 77 Figuren im Text.

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Die Hübingers präsentieren Berlin als den prägnanten Erfahrungsraum, der Webers Charakter und Denken maßgeblich prägte. Max Weber wurde 1864 in Erfurt geboren, verbrachte jedoch die ersten Lebensjahre in Berlin und Charlottenburg, wo seine Familie lebte. Diese Stadt war nicht nur der Schauplatz seiner Kindheit, sondern auch der Ort, an dem er seine ersten akademischen Schritte unternahm. Die Hübingers betonen, dass Berlin als aufstrebende Metropole und kulturelles Zentrum seiner Zeit Webers intellektuelle Entwicklung stark beeinflusste. Hier erhielt er seine schulische Ausbildung und später auch seine universitäre Bildung an der Friedrich-Wilhelms-Universität, wo bedeutende Gelehrte wie Heinrich von Treitschke und Theodor Mommsen lehrten.

Das Buch gliedert sich in verschiedene Kapitel, die sich mit den unterschiedlichen Phasen von Webers Leben in Berlin befassen. Die Autoren schildern anschaulich das großbürgerliche Milieu, in dem Weber aufwuchs, und die politischen Strömungen, die ihn umgaben. So wird auch der Einfluss seiner Eltern deutlich: Während sein Vater in der Berliner Gesellschaft gut vernetzt war, brachte seine Mutter eine sozialprotestantische Prägung mit, die Webers Denken beeinflusste.

Ein zentrales Thema des Buches ist die Darstellung der komplexen sozialen und politischen Landschaft Berlins, die Weber prägte. Der Antisemitismusstreit und die Rolle Bismarcks werden ebenso behandelt wie die Auswirkungen der politischen Geschehnisse auf die bürgerliche Gesellschaft. Die Hübingers zeichnen ein lebendiges Bild des damaligen Berlins, das von politischen Debatten und gesellschaftlichen Umwälzungen geprägt war. Diese Aspekte liefern den Kontext, der für das Verständnis von Webers späteren Werken und Theorien unerlässlich ist.

Besonders bemerkenswert ist die akribische Recherche der Hübingers, die in Form von zahlreichen Fußnoten und Quellenverweisen dokumentiert wird. Dies unterstreicht nicht nur die wissenschaftliche Seriosität des Werkes, sondern bietet auch dem Leser die Möglichkeit, tiefer in die Materie einzutauchen. Die Autoren nehmen den Leser an die Hand und führen ihn durch die verschiedenen Stationen von Webers Leben in Berlin, angefangen bei seiner Kindheit bis hin zu den prägenden Jahren seiner akademischen Laufbahn.

Das Buch schließt mit einer Reflexion über die letzte Ruhestätte der Weber-Eltern auf dem Friedhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirche. Diese Grabstätte wird von den Hübingers betreut und stellt somit eine dauerhafte Verbindung zu Berlin dar. Die Autoren heben hervor, dass die Berliner Prägung Max Webers nicht nur eine interessante Anekdote in seiner Biografie darstellt, sondern vielmehr ein zentrales Element seines Schaffens ist.

Insgesamt bietet das Buch „Das Berlin Max Webers“ eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden biografischen Literatur über Max Weber. Es fordert die Leser dazu auf, die Rolle Berlins in Webers Leben neu zu denken und zu würdigen. Mit einer gelungenen Mischung aus detaillierten historischen Analysen und persönlichen Einblicken wird ein umfassendes Bild des großen Denkers und seiner Zeit gezeichnet. Die Hübingers leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Weber-Forschung und eröffnen neue Perspektiven auf einen der einflussreichsten Soziologen des 20. Jahrhunderts.