Poetische Freundschaft im Saarland – Katrin Askans „Dichter“ als Hommage an das Leben und Werk zwei…

In ihrem Roman „Dichter“ gewährt die Autorin Katrin Askan einen tiefen Einblick in die besondere Freundschaft zwischen zwei Männern aus dem Saarland: Johannes Kühn, einem begabten Dichter, und Benno Rech, einem Lehrer und Mentor. Die Erzählung entfaltet sich vor dem Hintergrund ihrer langen Verbundenheit und beleuchtet die Herausforderungen und Freuden, die sie im Laufe von mehr als 75 Jahren teilen. Der Roman ist nicht nur eine Hommage an die beiden Protagonisten, sondern auch ein vielschichtiges Porträt ihrer Lebensrealitäten, ihrer künstlerischen Bestrebungen und ihrer untrennbaren Verbindung.

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Im dunkelsten Afrika

Im Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige von Ägypten gekommen war, brach 1881 der Mahdiaufstand aus. Nach dem Abzug der anglo-ägyptischen Truppen aus dem Sudan behauptete sich der deutsche Forscher Emin-Pascha als Gouverneur der südlichsten Provinz des Sudan Äquatoria.
Emin-Pascha, bürgerlich Eduard Schnitzer, schrieb einen Brief an die Times, in dem er um Hilfe bat. Die Empathie in der britischen Bevölkerung führte dazu, dass rasch die finanziellen Mittel für eine Expedition zur Befreiung Emin-Paschas aufgebracht wurden.
Der Afrikaforscher Henry M. Stanley wurde beauftragt, die Expedition zu leiten. Ob und wie es Stanley gelang Emin-Pascha zu retten und welche Abenteuer er auf seiner Expedition erlebte, das beschreibt der Autor Stanley in diesem Buch.

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Die Geschichte beginnt in den Nachkriegsjahren 1948, als die beiden Protagonisten als Schüler in einer Missionsschule aufeinandertreffen. Sie stammen aus bescheidenen Verhältnissen, beide aus Bergarbeiterfamilien, und entdecken schnell ihre gemeinsame Leidenschaft für Literatur und Poesie. Johannes offenbart Benno, dass er selbst Gedichte schreibt, was Benno mit einer Mischung aus Bewunderung und dem Drang, seinen Freund zu unterstützen, begegnet. Diese Dynamik zwischen den beiden – der künstlerisch begabte, aber verletzliche Johannes und der bodenständige Benno, der als sein Unterstützer fungiert – bildet den Kern ihrer Freundschaft.

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelt sich eine komplexe Beziehung, die von gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Während Benno in seinem Beruf als Lehrer aufsteigt und eine Familie gründet, kämpft Johannes mit psychischen Problemen, die seine Lebensqualität stark beeinträchtigen. Askan beschreibt eindringlich, wie Johannes trotz seiner Schwierigkeiten weiterhin das Bedürfnis verspürt, als Dichter aktiv zu bleiben. Er sieht sich selbst als Bergmann der Worte, der täglich neue Gedichte erschaffen muss. Diese Metapher verdeutlicht nicht nur seine Leidenschaft für das Schreiben, sondern auch den inneren Druck, den er aufgrund seiner künstlerischen Ambitionen empfindet.

Die Autorin schildert auch Bennos unermüdlichen Einsatz, um Johannes zu unterstützen. Er fungiert als Bindeglied zwischen Johannes und der literarischen Welt, indem er Verlage und Literaturkreise auf ihn aufmerksam macht. Ihr gegenseitiges Engagement wird zum Lebensinhalt für beide Männer, wobei der Roman zeigt, wie sehr ihre Schicksale miteinander verwoben sind. Dies führt zu tiefgreifenden Reflexionen über Kunst, Freundschaft und die Verantwortung, die sie füreinander tragen.

Askan gelingt es, die Biographien der beiden Protagonisten differenziert darzustellen. Während Benno ein erfülltes Leben in der Bildungswelt führt und gesellschaftlich anerkannt wird, bleibt Johannes oft im Schatten seiner eigenen Schaffenskrise. Die Autorin thematisiert auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die beiden Männern mit unterschiedlichen Ausgangspunkten und Lebenswegen begegnen. So wird die Kluft zwischen ihrem Lebensstandard und ihren künstlerischen Ambitionen deutlich, was die Herausforderungen für Johannes verstärkt, der sich in seiner Rolle als Dichter oft isoliert fühlt.

Ein zentrales Thema des Romans ist die Untrennbarkeit der beiden Freundschaften und die spürbare Verantwortung, die sie füreinander empfinden. Askan beschreibt, wie Benno und seine Frau Irmgard Johannes regelmäßig besuchen, um ihn zu unterstützen, selbst während seiner schwierigsten Zeiten. Es wird deutlich, dass diese Besuche für Johannes von entscheidender Bedeutung sind, um sein kreatives Schaffen aufrechtzuerhalten und seine psychischen Herausforderungen zu bewältigen.

Die Erzählstruktur des Romans ist geschickt angelegt. Sie wechselt zwischen der chronologischen Schilderung der Freundschaft und einer zeitgenössischen Perspektive, die die Auswirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart reflektiert. Diese zweite Erzählebene gibt dem Leser einen Einblick in die Herausforderungen, mit denen die Protagonisten im Alter konfrontiert sind, und die Dynamik ihrer Beziehung im Kontext der Vergänglichkeit.

Am Ende des Romans, als beide Protagonisten im gleichen Pflegeheim leben, wird die tiefe Verbundenheit zwischen ihnen noch einmal deutlich. Ihre Lebenswege, die so unterschiedlich begonnen haben, kreuzen sich erneut in einem Moment der Stille und des Verständnisses. Johannes und Benno teilen nicht nur ihre Vergangenheit, sondern auch das Bewusstsein, dass sie ein Leben lang füreinander da waren.

Katrin Askans „Dichter“ ist mehr als nur die Geschichte zweier Männer; es ist eine bewegende Erzählung über Freundschaft, Kunst und die Herausforderungen des Lebens. Die Autorin gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, die sowohl intim als auch universell ist, und lässt den