Sebastian Haffners autobiografischer Roman „Abschied“ entführt die Leser auf eine gefühlvolle und zugleich leichtfüßige Reise durch das Paris des Jahres 1931. Der Roman, der in seiner Essenz die Melancholie und Unbeschwertheit der Jugend einfängt, beschreibt das Dasein des jungen Protagonisten Raimund, der sich in einer Lebensphase befindet, die von Umbrüchen und Entscheidungen geprägt ist. Auf nur 181 Seiten entfaltet sich ein lebendiges Bild von Freundschaft, Liebe und der Suche nach Identität, welches durch Haffners poetische Sprache und seine feine Beobachtungsgabe besticht.
Liebesbeziehungen und deren Störungen
Um einen Menschen ganz kennenzulernen, ist es notwendig, ihn auch in seinen Liebesbeziehungen zu verstehen … Wir müssen von ihm aussagen können, ob er sich in Angelegenheiten der Liebe richtig oder unrichtig verhält, wir müssen feststellen können, warum er in einem Fall geeignet, im anderen Falle ungeeignet ist oder sein würde.
Wenn man außerdem bedenkt, dass von der Lösung des Liebes- und Eheproblems vielleicht der größte Teil des menschlichen Glücks abhängig ist, wird uns sofort klar, dass wir eine Summe der allerschwerstwiegenden Fragen vor uns haben, die den Gegenstand dieses Buches bilden.
Sternengezeugt
In ‚Sternengezeugt‘ befasst sich der Autor H.G. Wells erneut mit der Idee der Existenz von Außerirdischen, über die er in dem Roman ‚Krieg der Welten‘ bereits geschrieben hatte. Es entsteht der Verdacht, dass die Außerirdischen zurückgekehrt sein könnten – diesmal unter Verwendung kosmischer Strahlung, um menschliche Chromosomen durch Mutationen zu verändern und um die Spezies ihres eigenen sterbenden Planeten zu ersetzen.
Der Protagonist Joseph Davis, ein Autor populärer Geschichtsbücher, ist von den Gerüchten über den Plan der Außerirdischen, die er für Marsmenschen hält, extrem besessen. Er erwägt die Möglichkeit, dass Mutationen schon stattgefunden haben könnten und dass sein Kind, seine Frau und sogar er selbst bereits Marsmenschen sind. Der ironische und oft komische Roman ‚Sternengezeugt‘ schildert Entdeckungen in der Evolutionsbiologie und entwirft eine beeindruckende Zukunftsvision eines durch Genmanipulation optimierten Menschen.
Ein fantastisches Buch, das nicht nur Fans der Fantasy begeistert.
Die Handlung setzt ein, als Raimund sich in Paris mit seiner Bekannten Teddy und deren zahlreichen Verehrern trifft. Die Atmosphäre in seinem kleinen Zimmer wird schnell lebhaft und gesellig, als immer mehr Gäste eintreffen. Hier wird deutlich, dass das Leben für die jungen Menschen ein schier unerschöpfliches Reservoir an Möglichkeiten darstellt. Dennoch ist sich Raimund bewusst, dass er an einem entscheidenden Wendepunkt steht, der weitreichende Konsequenzen haben wird. Es ist eine Zeit des Wandels, in der die Leichtigkeit der Jugend mit der Schwere des Erwachsenwerdens kollidiert.
Inmitten dieser dynamischen Interaktionen wird die Beziehung zwischen Raimund und Teddy beleuchtet. Teddy, die er vor einem Jahr in Berlin kennengelernt hat, verkörpert für ihn eine Lebensweise, die er als ideal erachtet. Sie repräsentiert Freiheit und künstlerische Entfaltung, doch gleichzeitig ist sie auch eine Quelle seiner Unsicherheiten. Haffner beschreibt die innere Zerrissenheit von Teddy, die hin- und hergerissen ist zwischen den Erwartungen, die an sie gestellt werden, und ihrem eigenen Wunsch nach Unabhängigkeit. Die Leser erfahren von ihren Ängsten, einem vorgezeichneten Leben als Frau nicht entkommen zu können, und ihren Versuchen, sich durch hektische Aktivitäten abzulenken.
Raimund ist sich nicht bewusst, dass seine Eifersucht und sein Wunsch nach Kontrolle über Teddy einen Schatten auf ihre Beziehung werfen. Während er in Paris die Flucht vor seiner bürgerlichen Existenz sucht, wird ihm nicht klar, dass er für Teddy eine Bedrohung ihrer Sehnsüchte darstellt. Sie erkennt, dass sie sich in Berlin entweder dem traditionellen Rollenbild anpassen oder als „kleines Tippfräulein“ enden könnte. Diese Erkenntnis führt zu einer inneren Krise, die sie dazu bringt, ihre Möglichkeiten zu hinterfragen und schließlich zu einer Entscheidung zu gelangen.
Die Erzählung entfaltet sich in einer Mischung aus Gegenwart und Rückblick, wobei die letzten Tage von Raimunds Aufenthalt in Paris in der Gegenwartsform geschildert werden. Diese Struktur spiegelt die Unklarheit und Ungewissheit wider, mit der die Charaktere ihre Entscheidungen treffen. Während ihrer gemeinsamen Zeit in Paris erleben sie leidenschaftliche Momente des Streits, der Versöhnung, des Tanzens und Küssens, die alle Teil eines intensiven Lebens sind, das sich in einem ständigen Wechsel zwischen Freude und Trauer bewegt.
Haffner schafft es, die Dynamik der Gruppe einzufangen, die sich aus verschiedenen kulturellen Hintergründen und künstlerischen Ambitionen zusammensetzt. Diese bunte Ansammlung junger Menschen, die miteinander diskutieren, lachen und ihre letzten Münzen für Obst und Gebäck teilen, vermittelt ein Gefühl der Gemeinschaft und Lebendigkeit. Besonders eindrucksvoll sind die poetischen Beschreibungen, die Haffner verwendet, um die Atmosphäre der Zeit und die Empfindungen seiner Protagonisten lebendig werden zu lassen. Bilder wie „das genießerische Schlürfen der Schritte“ und „eine leise, ernst-spielerische Freundinnenzärtlichkeit“ verleihen dem Text eine besondere Tiefe und machen ihn zu einem Genuss für die Leser.
Insgesamt ist „Abschied“ mehr als nur eine Chronik von Raimunds Erlebnissen. Es ist ein eindringliches Zeitzeugnis, das die Unsicherheiten und Hoffnungen einer Generation zwischen den Weltkriegen reflektiert. Haffners Roman fasziniert durch seine Leichtigkeit und gleichzeitig durch die tiefe Melancholie, die die Themen des Erwachsenwerdens und der Verlustängste durchdringt. Die Worte des Autors, die von einer nicht perfekten, aber doch tiefgründigen Schönheit geprägt sind, machen diesen Roman zu einem unvergesslichen Erlebnis, das die Leser mit einer Mischung aus Freude und Bedauern zurücklässt.