Exil und Neuanfang: Die Mann-Familie in Sanary-sur-Mer 1933**

Im Jahr 1933, während der dunklen Vorzeichen des Nationalsozialismus in Deutschland, fand sich die Familie Mann in Sanary-sur-Mer, einem malerischen Küstenort an der Côte d’Azur, wieder. Florian Illies beleuchtet in seinem neuen Werk „Wenn die Sonne untergeht“ die komplexe und facettenreiche Lebenssituation der Manns und ihrer Mitstreiter im Exil. Sein Buch erscheint wie ein detailreiches Puzzle, das aus vielen einzelnen Teilen besteht und ein Gesamtbild der damaligen Zeit und ihrer Protagonisten formt.

Die Exilanten, die vor dem aufkommenden Naziregime fliehen mussten, bildeten in Sanary eine Art Notgemeinschaft. Diese Gruppe setzte sich aus verschiedensten Persönlichkeiten zusammen, die trotz ihrer politischen und kulturellen Differenzen ein gemeinsames Schicksal teilten: die erzwungene Abkehr von ihrer Heimat. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 stellte für sie nicht nur ein persönliches Unglück dar, sondern war auch eine Bedrohung für ganz Deutschland. Viele der Exilanten, darunter auch Thomas Mann, hatten zuvor ein wohlhabendes Leben geführt und mussten nun mit dem Verlust ihrer materiellen Sicherheit umgehen, auch wenn sie insgesamt nicht in akuter Armut lebten.

Illies gelingt es, aus einer Vielzahl von Tagebüchern, Briefen und anderen Aufzeichnungen ein lebendiges Panorama des Lebens in Sanary zu kreieren. Im Mittelpunkt steht die Familie Mann, bestehend aus Thomas Mann, seiner Frau Katia, ihren sechs Kindern – darunter die prominenten Golo, Erika und Klaus – sowie den Großeltern mütterlicherseits, Hedwig und Alfred Pringsheim. Auch Thomas Manns Bruder Heinrich und dessen Geliebte Nelly Kröger, die in einem fragwürdigen Milieu verkehrte, kommen in den Erzählungen vor.

Die Manns waren jedoch nicht die einzigen prominenten Exilanten, die in Sanary lebten. Zum Freundeskreis zählten auch Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger, Arnold Zweig und Bertolt Brecht sowie die Malerin Eva Hermann, die oft im Haus der Manns zu Gast war. Die Anwesenheit anderer bedeutender Persönlichkeiten, wie Aldous Huxley, der mit seiner Frau Maria in der Nähe lebte, verleiht dem Bild von Sanary eine zusätzliche Dimension. Ihre Anwesenheit sorgte für reges Interesse und die Diskussion um die literarischen und politischen Themen der Zeit.

Illies beginnt seine Erzählung am 11. Februar 1933, als Thomas und Katia Mann von München aus aufbrechen, um Vorträge in den Niederlanden und Belgien zu halten. Die Reise verläuft zunächst ohne größere Ereignisse, doch die politischen Umstände in Deutschland werfen einen Schatten auf das Leben der Exilanten. Thomas Mann hält einen Vortrag über Richard Wagner, der einige Zuhörer, bereits von nationalsozialistischem Gedankengut infiziert, aufwühlt. Die Erzählungen enden mit der Rückkehr der Manns in die Schweiz im September 1933, während die Rückkehr nach Deutschland für sie undenkbar geworden ist.

Illies verwebt geschickt die Ereignisse des nationalsozialistischen Deutschlands mit dem Leben der Exilanten. Er zeichnet ein lebendiges Bild der Sorgen und Nöte, aber auch der ausgelassenen Momente, die die Manns und ihre Freunde unter der warmen Sonne des Mittelmeers erlebten. Diese Darstellungen sind jedoch nicht repräsentativ für alle Exilanten, da sie vor allem die privilegierte Schicht der Emigranten zeigen, die in einem gewissen Luxus lebte, während andere um ihr Überleben kämpften.

Obwohl Illies eine Fülle von Informationen bietet, bleibt das Buch in seiner Detailverliebtheit manchmal an der Oberfläche und verfehlt es, tiefere Zusammenhänge zu beleuchten. Kritiker bemängeln, dass die Erzählweise zwar unterhaltsam ist, jedoch an innerer Tiefe mangelt. Auch die Unterscheidung zwischen Fakten und Fiktion bleibt manchmal unklar, was die Authentizität einiger Zitate und Informationen in Frage stellt. Ein Literaturverzeichnis oder Zitatnachweise fehlen, was die Nachvollziehbarkeit der Inhalte erschwert.

Trotz dieser Schwächen bietet Illies mit „Wenn die Sonne untergeht“ ein ansprechendes und informatives Werk, das die Monate der Familie Mann in Sanary-sur-Mer lebendig macht. Die kleinteilige Erzählweise spricht insbesondere Leser an, die wenig Zeit zum Lesen haben, und lädt dazu ein, die Geschichten wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Es ist ein Buch, das nicht nur für Lieb