Nach über zweieinhalb Jahrhunderten erfolgreicher Geschäftstätigkeit in der Wallnerstraße wird die traditionsreiche Reisebuchhandlung Freytag & Berndt ihre Pforten schließen. Diese Entscheidung ist das Ergebnis einer angespannten wirtschaftlichen Lage, die durch steigende Betriebskosten und sinkende Verkaufszahlen bedingt ist. Trotz einer loyalen Stammkundschaft war der Fortbestand des Unternehmens nicht mehr tragbar.
Die Buchhandlung Freytag & Berndt hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1764 einen festen Platz im Herzen Wiens erobert. Über Generationen hinweg war sie ein beliebter Anlaufpunkt für Reisende, Abenteurer und Literaturfreunde, die sich auf ihre nächsten Reisen vorbereiten oder einfach nur in die Welt der Bücher eintauchen wollten. Die umfangreiche Auswahl an Reiseführern, Landkarten und Reiseliteratur machte den kleinen, aber feinen Laden zu einem unverzichtbaren Teil der Wiener Kulturszene.
Die Schließung der Buchhandlung hat in der Stadt für große Bestürzung gesorgt. Viele Kunden erinnern sich an die herzliche Atmosphäre und die kompetente Beratung, die sie in den vergangenen Jahren erfahren haben. Die Mitarbeiter von Freytag & Berndt waren nicht nur Verkäufer, sondern auch leidenschaftliche Reisende, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den Kunden teilten. Diese persönliche Note hat der Buchhandlung einen besonderen Charme verliehen und sie von anderen Geschäften abgehoben.
Dennoch sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen Einzelhändler operieren, in den letzten Jahren zunehmend herausfordernd geworden. Online-Handel und digitale Medien haben dem stationären Buchhandel stark zugesetzt. Auch die Corona-Pandemie hat viele Geschäfte hart getroffen, und die damit verbundenen Veränderungen im Kaufverhalten der Verbraucher haben die Situation weiter verschärft. Viele Menschen bevorzugen mittlerweile den bequemen Einkauf von zu Hause aus, was zu einem Rückgang der Kundenfrequenz in den physischen Geschäften führt.
In diesem Kontext waren die steigenden Betriebskosten, die durch Mieten, Löhne und andere laufende Ausgaben verursacht wurden, nicht länger tragbar. Die Buchhandlung konnte trotz ihrer treuen Kundschaft die finanziellen Herausforderungen nicht bewältigen. Letztendlich führte dies zu der schweren Entscheidung, die Türen zu schließen und das Kapitel Freytag & Berndt zu beenden.
Die Schließung ist nicht nur ein Verlust für die Buchhandlung selbst, sondern auch für die Stadt Wien, die eine kulturelle Institution verliert. Freytag & Berndt war mehr als nur ein Geschäft; es war ein Ort des Austauschs und der Inspiration. Hier fanden regelmäßig Veranstaltungen statt, bei denen Autoren ihre Werke vorstellten und Leser sich über ihre Reiseerfahrungen austauschten. Solche Begegnungen trugen zur lebendigen Buchszene der Stadt bei und schufen eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten.
Für viele ehemalige Kunden wird der Abschied von Freytag & Berndt schmerzlich sein. Die Erinnerungen an die Besuche in der Buchhandlung, an die Gespräche mit den Mitarbeitern und an die Entdeckung neuer Bücher werden bleiben. Es ist ein bedauerlicher Moment, der die Herausforderungen des Einzelhandels in der heutigen Zeit deutlich macht. Die Schließung von Freytag & Berndt steht stellvertretend für die schwierigen Zeiten, in denen viele traditionelle Geschäfte kämpfen, um sich an eine sich verändernde Welt anzupassen.
Obwohl die Buchhandlung nun ihre Türen schließt, wird ihr Geist in der Erinnerung ihrer Kunden weiterleben. Die Geschichten, die in diesen Räumen erzählt wurden, und die Reisen, die inspiriert wurden, werden nicht vergessen. Freytag & Berndt wird als ein Beispiel für die Bedeutung von lokalem Einzelhandel und kultureller Vielfalt in der Stadt Wien in Erinnerung bleiben. Die Hoffnung bleibt, dass die Stadt und ihre Bewohner die Bedeutung solcher Institutionen erkennen und sie auch in Zukunft unterstützen, um ähnliche Schicksale zu vermeiden.





