Die Schriftstellerin Eva Biringer erhielt den NDR Sachbuchpreis 2025 für ihr eindrucksvolles Buch mit dem Titel „Unversehrt. Frauen und Schmerz“. In den Augen der Jury ist ihr Werk nicht nur intelligent und mutig, sondern auch ein befreiender Beitrag, der die Erfahrungen von Frauen im Kontext von Schmerz und Leid beleuchtet. Die Auszeichnung hebt die Relevanz ihrer Thematik hervor und stellt gleichzeitig die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen in Frage.
In „Unversehrt“ geht Biringer der Frage nach, wie Schmerz, sowohl physisch als auch emotional, das Leben von Frauen prägt und oft in der Gesellschaft unsichtbar bleibt. Sie untersucht die unterschiedlichen Facetten des Schmerzes, die Frauen in ihrem Alltag erleben, sei es durch körperliche Beschwerden, psychische Belastungen oder gesellschaftliche Erwartungen. Biringer gelingt es, die Stimmen von Frauen zu bündeln und deren Erfahrungen zu einem gemeinsamen Narrativ zu verweben. Ihre Herangehensweise ist sowohl empathisch als auch analytisch, was dem Leser ermöglicht, tiefere Einblicke in die Thematik zu gewinnen.
Ein zentrales Anliegen der Autorin ist es, den Schmerz zu enttabuisieren. Viele Frauen haben das Gefühl, ihre Leiden nicht offen ansprechen zu können, sei es aus Angst vor Stigmatisierung oder weil ihre Beschwerden nicht ernst genommen werden. Biringer fordert dazu auf, diese Themen nicht länger zu verschweigen, sondern sie in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Sie beleuchtet, wie gesellschaftliche Normen und Rollenbilder oft dazu führen, dass Frauen ihren Schmerz hinter einer Fassade verstecken müssen.
Durch ihre tiefgründigen Recherchen und eindrücklichen Interviews mit Betroffenen vermittelt Biringer ein realistisches Bild der Herausforderungen, mit denen Frauen konfrontiert sind. Sie thematisiert beispielsweise, wie oft Frauen bei medizinischen Angelegenheiten nicht ernst genommen werden oder wie ihre Schmerzen in der Gesellschaft als weniger bedeutend erachtet werden. Diese Ungerechtigkeiten sind nicht nur individuell, sondern spiegeln auch tiefere gesellschaftliche Missstände wider, die es zu hinterfragen gilt.
Biringers Buch ist auch ein Aufruf zur Solidarität unter Frauen. Sie ermutigt ihre Leserinnen, sich gegenseitig zu unterstützen und ihre Erfahrungen zu teilen. In einer Welt, in der Konkurrenz und Vergleich oft im Vordergrund stehen, plädiert sie dafür, eine Gemeinschaft zu bilden, die den Schmerz des anderen anerkennt und versteht. Diese Solidarisierung kann nicht nur helfen, individuelle Leiden zu lindern, sondern auch kollektive Veränderungen herbeizuführen.
Die Jury des NDR Sachbuchpreises betont, dass Biringers Werk nicht nur informativ, sondern auch inspirierend ist. Es regt zum Nachdenken an und fordert die Leser auf, über ihre eigenen Erfahrungen und die ihrer Mitmenschen nachzudenken. In einer Zeit, in der die Themen Gesundheit und Wohlbefinden mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit stehen, ist „Unversehrt“ ein wichtiges und zeitgemäßes Buch, das zur Reflexion anregt.
Eva Biringer schafft es, mit ihrer ehrlichen und direkten Sprache eine Verbindung zu ihren Lesern herzustellen. Sie gibt den Frauen, deren Geschichten sie erzählt, eine Stimme und stellt sicher, dass ihre Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten. Ihr Werk ist ein Schritt in Richtung einer offeneren Diskussion über Schmerz und Leid, die viele Frauen betreffen, und es ermutigt dazu, diese Themen anzusprechen und zu enttabuisieren.
Mit der Verleihung des NDR Sachbuchpreises 2025 wird Biringers Engagement für die Sichtbarmachung von weiblichem Schmerz und ihre kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen gebührend gewürdigt. Ihr Buch ist nicht nur ein literarischer Erfolg, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über die Herausforderungen, die Frauen im Umgang mit Schmerz und Leiden begegnen.






















































