Der Literaturverein Ecke und Kreis, gegründet von der engagierten Buchhändlerin Katharina Engelhardt, feiert in diesem Jahr ein bemerkenswertes Jubiläum: Vier Jahrzehnte der Förderung und Präsentation von Literatur in Vellmar. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl prominente als auch weniger bekannte Schriftsteller:innen in die Stadt zu holen und so die literarische Landschaft vor Ort zu bereichern. Zu den Festlichkeiten anlässlich des Jubiläums wurde unter anderem der renommierte Autor Rainer Moritz eingeladen, um seine Gedanken zur Bedeutung von Lesungen und deren Tradition zu teilen.
Rainer Moritz hat sich in einem Interview mit der HNA ausführlich zu dem Thema geäußert, warum die klassische Form der Lesung, oft als „Wasserglaslesung“ bezeichnet, nach wie vor relevant und ansprechend ist. Diese Lesungen, bei denen Autoren vor Publikum aus ihren Werken vortragen, haben eine lange Tradition und bieten nicht nur eine Plattform für die Präsentation von Literatur, sondern auch eine wertvolle Möglichkeit für den Austausch zwischen Autor:innen und Leser:innen.
In der heutigen Zeit, in der digitale Medien und interaktive Formate immer mehr an Bedeutung gewinnen, könnte man meinen, dass traditionelle Lesungen an Attraktivität verlieren. Moritz widerspricht dieser Annahme vehement. Seiner Meinung nach bieten Lesungen eine einmalige Gelegenheit, die emotionale Verbindung zwischen Text und Zuhörer:in zu stärken. Wenn ein Autor aus seinem eigenen Werk liest, bringt er nicht nur die Worte, sondern auch die eigene Interpretation und das Gefühl hinter den Sätzen zum Ausdruck. Diese persönliche Note kann eine tiefere Resonanz erzeugen, als es viele digitale Formate vermögen.
Zudem betont Moritz die Bedeutung des physischen Raums, in dem solche Lesungen stattfinden. Die Atmosphäre einer Buchhandlung oder eines kleinen Theaters, in dem sich die Zuhörer:innen versammeln, schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Es ermöglicht den Menschen, sich gemeinsam auf eine literarische Reise zu begeben, was durch digitale Formate oft nicht in derselben Weise möglich ist. Der direkte Kontakt zwischen Autor und Publikum fördert die Interaktion, Fragen und Diskussionen, die das Erlebnis bereichern und vertiefen können.
Ein weiterer Aspekt, den Moritz anspricht, ist die Vielfalt der Literatur, die in einem solchen Rahmen präsentiert werden kann. Der Literaturverein Ecke und Kreis hat in den letzten 40 Jahren eine breite Palette von Autor:innen eingeladen, die unterschiedliche Genres und Stile vertreten. Dies trägt dazu bei, dass das Publikum mit vielfältigen Perspektiven und Themen konfrontiert wird, was wiederum das literarische Bewusstsein und die Wertschätzung für verschiedene Ausdrucksformen fördert.
In Verbindung mit diesem Jubiläum wird deutlich, dass die Arbeit des Literaturvereins Ecke und Kreis weit über die Organisation von Lesungen hinausgeht. Der Verein schafft einen Raum, in dem Literatur lebendig wird und ein integraler Bestandteil des kulturellen Lebens in Vellmar ist. Die Initiativen des Vereins tragen dazu bei, das Lesen zu fördern und das Interesse an Literatur in der Gemeinschaft zu stärken.
Katharina Engelhardt und ihr Team haben es mit viel Engagement und Leidenschaft geschafft, den Literaturverein zu einer wichtigen Institution in der Region zu machen. Ihre Vision, Literatur für alle zugänglich zu machen und den Dialog zwischen Autor:innen und Leser:innen zu fördern, zeigt sich in der Vielzahl von Veranstaltungen und der Auswahl an eingeladenen Schriftsteller:innen.
Die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des Literaturvereins Ecke und Kreis sind nicht nur ein Anlass zur Rückschau, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Es bleibt zu hoffen, dass der Verein auch in den kommenden Jahren weiterhin zahlreiche Leser:innen inspirieren und Autoren: innen eine Bühne bieten kann. Die Tradition der Lesungen lebt weiter, und mit ihr das Bestreben, Literatur in all ihren Facetten zu feiern und zu erleben.