In der heutigen Zeit, in der Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend in kreative Prozesse eingreift, wird die Zukunft des Buches zu einem spannenden Thema. Zwei aktuelle Publikationen bieten dabei zwei kontrastierende Ansätze zur Nutzung von KI im literarischen Schaffensprozess. Während die eine Veröffentlichung dazu anregt, KI spielerisch für das Verfassen von Romanen einzusetzen, entwirft die andere einen visionären Blick auf zukünftige Sachbücher, die auf traditionellen kreativen Methoden basieren.
Wie man seinen Verstand benutzt
Der Mechanismus der psychischen Zustände – die geistige Maschinerie, mit deren Hilfe wir fühlen, denken und wollen – besteht aus dem Gehirn, dem Nervensystem und den Sinnesorganen. Ganz gleich, was die wirkliche Natur des Geistes sein mag – ganz gleich, welche Theorie über seine Aktivitäten vertreten wird – man muss zugeben, dass der Geist für die Manifestation dessen, was wir als psychische Zustände kennen, von diesem Mechanismus abhängig ist.
Aber es reicht nicht aus, nur einen gesunden Geist zu haben – man muss auch lernen, ihn optimal zu nutzen, wenn man geistig hochleistungsfähig werden will. Und wie man das erreicht, das zeigt Ihnen dieses Buch des Bestsellerautors Atkinson.
Lesen Sie dieses Buch und Ihre gestärkte Willenskraft wird Ihnen eine unvergleichlich große Freude bereiten.
Das grausige Hobby von Sir Joseph Londe
„Was für einen Unfug wollen Sie von mir?“, fragte Daniel – vergeblich versuchte er, sich aufzusetzen.
„Nur um einen Blick auf Ihr Gehirn zu werfen“, war die angenehme Antwort.
„Mein – mein was?“ Daniel keuchte.
„Ihr Gehirn“, wiederholte der andere, nahm eines der Messer aus der Schachtel und untersuchte es kritisch. „Übrigens, Sie wissen natürlich, wer ich bin? Ich bin Sir Joseph Londe, der größte Chirurg der Welt. Ich habe mehr Operationen durchgeführt, als es Sterne am Himmel gibt. Leider wurde eines Tages ein kleiner Teil meines Gehirns rot. … Solange ich diesen kleinen Teil des roten Gehirns nicht ersetzen kann, bin ich verrückt. …. In Sie habe ich jedoch absolutes Vertrauen.“
„Wie wollen Sie an mein Gehirn rankommen?“ Daniel fand die Kraft zu fragen.
„Ich will es natürlich herausschneiden“, erklärte der andere. „Sie brauchen nicht die geringste Angst zu haben. Ich bin der beste Operator der Welt.“
„Und was machen Sie danach mit mir?“
Der Chirurg kicherte.
„Ich begrabe Sie im Steingarten“, antwortete er. „Ich nenne ihn meinen Friedhof. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ganz still zu bleiben …“
Das ist ein kurzer Textausschnitt aus dem Buch, das Spannung und einen besonderen Lesegenuss verspricht.
Wolfgang Tischer, der Initiator und Herausgeber von literaturcafe.de, hat ein kompaktes Buch verfasst, das zeigt, wie man mit der Unterstützung von KI eine grundlegende Idee in einen vollständigen Roman verwandeln kann. In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung wird erklärt, wie man KI-Tools wie ChatGPT effizient nutzt, um einen Plot zu entwickeln, Charaktere zu gestalten, Konflikte zu entwerfen und schließlich einen überzeugenden Pitch sowie ein ansprechendes Exposé zu erstellen. Tischer wählt das Genre New Adult, welches momentan auf dem Buchmarkt sehr gefragt ist, da es durch erkennbare Erzählmuster geprägt ist und eine digital affine Zielgruppe anspricht.
In seinem Werk listet Tischer 60 sogenannte „Tropes“ auf, die häufig in New Adult-Romanen vorkommen, wie etwa „Enemies-to-Lovers“ oder „Second Chance“. Zu jedem dieser Tropes gibt er eine kurze Beschreibung, erläutert deren Wirksamkeit und gibt ein Beispiel für eine passende Handlung. Darauf aufbauend präsentiert er 199 kreative und emotional fesselnde Plot-Ideen, die alle mithilfe von KI generiert wurden. Ein Beispiel ist der Roman „Im Labyrinth der Wünsche“, der auf den Tropes „Secret Society“, „Coming-of-Age“ und „Forbidden Love“ basiert und die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die in einer geheimen Gemeinschaft nach Erfüllung sucht.
Das Ziel dieser Publikation ist es, nicht nur zu inspirieren, sondern auch die Leser zum Nachdenken anzuregen. Es wird die Frage aufgeworfen, welche neuen Chancen die KI für den kreativen Schaffensprozess eröffnet und wie automatisierte Inhalte den kreativen Funken bei Autoren entfachen können. Letztlich bleibt jedoch die Aufgabe des Schreibens den Autorinnen und Autoren vorbehalten. Berichte in der Presse, wie etwa ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung, zeigen jedoch, dass KI in einigen Fällen bereits auch diesen Aspekt übernimmt; so veröffentlichte eine Autorin innerhalb eines Jahres über hundert Ratgeber, die größtenteils von KI generiert wurden.
Auf der anderen Seite präsentiert Peter Felixberger, ein erfahrener Autor und Journalist, seine eigene Perspektive auf die Buchentwicklung. Mit seinem Workshop-Konzept, das mittlerweile unter dem Namen „BEEP“ firmiert, hat er ein strukturiertes Programm zur Buchentstehung entwickelt, das mehrere Schritte umfasst. Diese reichen von der Identität und Intention des Autors über die Buchidee und die Zielgruppe bis hin zur Titelgebung und Positionierung des Werkes.
Felixberger stellt in seinem Buch „BEEP! BEEP! Read all about it! Bücher, die aus der Zukunft kommen“ 14 fiktive Werke vor, die sich mit zeitgenössischen Themen wie Digitalisierung, Politik und Diversität befassen. Diese Bücher sind nicht nur theoretische Konstrukte, sondern reflektieren auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und könnten in naher Zukunft tatsächlich veröffentlicht werden.
In einer Zeit, die von Oberflächlichkeit und Selbstpräsentation geprägt ist, hofft Felixberger, dass Bücher weiterhin als Plattform für tiefgründige intellektuelle Auseinandersetzungen dienen. Diese Überlegung ist für den Verlag, in dem er sein Buch veröffentlicht hat, von zentraler Bedeutung. Es ist zu erwarten, dass sowohl Tischers als auch Felixbergers Ansätze in der Literaturwelt nebeneinander bestehen werden. Das entscheidende Kriterium wird die Attraktivität der resultierenden Werke sein – seien es fesselnde Romane oder innovative Sachbücher, die neue Einsichten bieten.
Abschließend lässt sich sagen, dass die unterschiedlichen Ansätze von Tischer und Felixberger die Vielfalt der Möglichkeiten widerspiegeln, die die Künstliche Intelligenz im literarischen Bereich bietet. Während der eine die kreative Nutzung von KI hervorhebt, betont der andere die Bedeutung klassischer kreativer Prozesse. In jedem Fall bleibt die Frage offen, wie Leser auf diese Entwicklungen reagieren werden und welche Veränderungen die Zukunft des Buches mit sich bringen könnte.