Chronist – Der erste Kreuzzug – Matthias Wenzel

Handlung

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Das grausige Hobby von Sir Joseph Londe

„Was für einen Unfug wollen Sie von mir?“, fragte Daniel – vergeblich versuchte er, sich aufzusetzen.
„Nur um einen Blick auf Ihr Gehirn zu werfen“, war die angenehme Antwort.
„Mein – mein was?“ Daniel keuchte.
„Ihr Gehirn“, wiederholte der andere, nahm eines der Messer aus der Schachtel und untersuchte es kritisch. „Übrigens, Sie wissen natürlich, wer ich bin? Ich bin Sir Joseph Londe, der größte Chirurg der Welt. Ich habe mehr Operationen durchgeführt, als es Sterne am Himmel gibt. Leider wurde eines Tages ein kleiner Teil meines Gehirns rot. … Solange ich diesen kleinen Teil des roten Gehirns nicht ersetzen kann, bin ich verrückt. …. In Sie habe ich jedoch absolutes Vertrauen.“
„Wie wollen Sie an mein Gehirn rankommen?“ Daniel fand die Kraft zu fragen.
„Ich will es natürlich herausschneiden“, erklärte der andere. „Sie brauchen nicht die geringste Angst zu haben. Ich bin der beste Operator der Welt.“
„Und was machen Sie danach mit mir?“
Der Chirurg kicherte.
„Ich begrabe Sie im Steingarten“, antwortete er. „Ich nenne ihn meinen Friedhof. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ganz still zu bleiben …“
Das ist ein kurzer Textausschnitt aus dem Buch, das Spannung und einen besonderen Lesegenuss verspricht.

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Der junge Benediktinermönch Raimund von Aguilers erhält im Jahre 1095 die Möglichkeit, gemeinsam mit seinem Abt zum päpstlichen Konzil nach Clermont zu reisen. Papst Urban ruft im Rahmen des Konzils die anwesenden Adeligen zum Zuge nach Konstantinopel auf. Der dortige Kaiser selbst hat den Papst um Unterstützung gebeten, nachdem türkische Seldschuken Teile des Reiches von Konstantinopel erobert haben und die dortigen christlichen Heiligtümer schänden. Und so verspricht der Papst jedem, der dieser heiligen Mission folgt, die Vergebung aller Sünden.

Raimund lernt auf dem Konzil den Grafen(und Namensvetter) Raimund von Toulouse kennen, der von der Schreibkunst des jungen Chronisten sofort begeistert ist. Und so bittet der Graf den jungen Mönch, ihn auf seinem Kreuzzug zu begleiten und die Geschichte dieser Reise niederzuschreiben. Eine Reise, die über drei Jahre dauern und das große Heer der Pilger bis an die Mauern Jerusalems führen wird.

Fazit

Es ist schwer, nach dem Lesen direkt ein aussagekräftiges Resümee zu ziehen. Nicht etwa, weil das Buch nicht unterhaltsam war. Ganz im Gegenteil, der Autor schafft es nahezu durchgehend, den Leser mitzunehmen. Es wird eine spannende Geschichte erzählt, die einen tiefen Einblick in die Lebens- und Denkweisen der Menschen im frühen Mittelalter gewährt.

Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, die passenden Worte für die Geschichte und die Auswirkungen dieses Kreuzzuges zu finden. Denn fern jeder christlichen Romantik versteckt sich hinter dem blutigen Feldzug in erster Linie das Streben nach Macht und damit verbunden Lug und Betrug. Und so erlebt der Leser die Wesensänderung des Protagonisten Raimund, der zunehmend die Motivation in Frage stellt.

Ein tiefgründiger historischer Roman, der nicht nur gut recherchiert, sondern auch mitreißend erzählt ist. Von mir gibt es dafür klare 5 Sterne.

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Chronist – Der erste Kreuzzug

von Mathias Wenzel – CreateSpace Independent Publishing Platform (2013)
ISBN: 978-1484888513
Taschenbuch – 568 Seiten

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