In der heutigen Zeit haben sich die Fortbewegungsmittel stark diversifiziert. Menschen entscheiden sich für verschiedene Transportmittel, sei es das Fahrrad, das Auto, das Flugzeug oder der Bus, um ihre Reiseziele zu erreichen. Während einige diese Auswahl schätzen, gibt es eine weit verbreitete Abneigung gegenüber dem Bahnreisen, die oft in den Medien thematisiert wird. Hier wird die Deutsche Bahn regelmäßig für ihre Unzuverlässigkeit kritisiert, was dazu führt, dass die öffentliche Wahrnehmung von Zugfahrten stark negativ geprägt ist. Im Gegensatz dazu wird in anderen Ländern, wie Japan oder der Schweiz, oft von der Pünktlichkeit und Effizienz ihrer Bahnsysteme berichtet. Die schlechten Erfahrungen, die viele Reisende mit der Bahn gemacht haben, sind in den Berichten der Medien omnipräsent, während positive Erlebnisse selten thematisiert werden.
Titus Müller, ein Autor, der vor allem durch historische Romane bekannt geworden ist, nimmt sich in seinem Werk „Einsteigen“ diesem Thema an. Er widmet sich auf 150 Seiten der Begeisterung für das Bahnfahren und hebt die besonderen Qualitäten des Reisens mit dem Zug hervor. Müller, der mit seiner Familie in Süddeutschland lebt, ist ein leidenschaftlicher Bahnreisender. Er zeigt auf, dass das Zugfahren für ihn nicht nur eine praktische Möglichkeit der Fortbewegung ist, sondern auch eine Quelle der Entspannung und des Genusses.
Die Entscheidung, die gesamte Familie in den Zug zu setzen, bringt einige Herausforderungen mit sich, insbesondere die Notwendigkeit, das Gepäck zu reduzieren und sich an Fahrpläne zu halten. Doch für Müller ist das alles Teil des Abenteuers. Selbst die Annehmlichkeiten des Liegewagens, die oft als unbequem empfunden werden, findet er reizvoll. Für ihn sind die vertrauten Begleitgerüche seiner Familie und deren Essgewohnheiten ein Teil des Reiseerlebnisses, das er schätzt.
Müller hebt hervor, dass das Zugfahren ihm eine Auszeit vom stressigen Alltag bietet. Während beim Autofahren die Aufmerksamkeit stark auf den Verkehr gerichtet ist, kann er im Zug die vorbeiziehende Landschaft genießen, Gedanken nachhängen oder einfach entspannen. Er sieht es als Vorteil, dass er im Zug die Freiheit hat, zwischen verschiedenen Aktivitäten zu wechseln, was in einem Auto kaum möglich ist. Sogar Flugreisen, insbesondere innerhalb Europas, empfindet er als weniger angenehm im Vergleich zur Bahnfahrt. Wenn er zwischen mehreren Stunden Anreise und Wartezeit oder einer direkten Zugfahrt wählen kann, zieht er stets den Zug vor.
Ein weiterer Pluspunkt des Bahnreisens ist die zentrale Lage der Bahnhöfe. Anders als bei vielen Flughäfen, die oft weit außerhalb der Stadt liegen, kommen Reisende in der Regel direkt in die Mitte des Geschehens, sei es in Rom, Amsterdam oder Berlin. Diese unmittelbare Nähe zur Stadt ist für viele Reisende ein wesentlicher Vorteil. Zudem ermöglicht das Reisen mit anderen Passagieren vielfältige soziale Kontakte. Müller beschreibt, wie er immer wieder positive Begegnungen mit Mitreisenden hat, die bereit sind zu helfen oder ins Gespräch zu kommen.
Obwohl es auch negative Erfahrungen gibt, sind diese für Müller die Ausnahme. Selbst bei Verspätungen bleibt die Situation meist entspannt, da die Bahn in solchen Fällen oft für Übernachtungsmöglichkeiten sorgt. Müller erkennt an, dass seine Sichtweise nicht von jedem geteilt wird, und dass viele Reisende auch negative Erlebnisse mit der Bahn gemacht haben. Doch gerade hier sieht er die Chance, die Vorzüge des Bahnreisens in den Vordergrund zu rücken.
Müllers Buch ist eine Einladung an alle, die das Bahnfahren als reine Stressquelle betrachten. Er möchte Leser ermutigen, die positiven Aspekte dieser Reisemethode zu entdecken und die einzigartigen Erfahrungen zu schätzen, die eine Zugfahrt mit sich bringen kann. „Einsteigen“ ist nicht nur eine Hommage an das Bahnreisen, sondern auch ein Plädoyer für eine entspannende und bereichernde Art zu reisen.