Die lange Reise der Kometen um die Sonne – Manne Sauter

Handlung

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Das grausige Hobby von Sir Joseph Londe

„Was für einen Unfug wollen Sie von mir?“, fragte Daniel – vergeblich versuchte er, sich aufzusetzen.
„Nur um einen Blick auf Ihr Gehirn zu werfen“, war die angenehme Antwort.
„Mein – mein was?“ Daniel keuchte.
„Ihr Gehirn“, wiederholte der andere, nahm eines der Messer aus der Schachtel und untersuchte es kritisch. „Übrigens, Sie wissen natürlich, wer ich bin? Ich bin Sir Joseph Londe, der größte Chirurg der Welt. Ich habe mehr Operationen durchgeführt, als es Sterne am Himmel gibt. Leider wurde eines Tages ein kleiner Teil meines Gehirns rot. … Solange ich diesen kleinen Teil des roten Gehirns nicht ersetzen kann, bin ich verrückt. …. In Sie habe ich jedoch absolutes Vertrauen.“
„Wie wollen Sie an mein Gehirn rankommen?“ Daniel fand die Kraft zu fragen.
„Ich will es natürlich herausschneiden“, erklärte der andere. „Sie brauchen nicht die geringste Angst zu haben. Ich bin der beste Operator der Welt.“
„Und was machen Sie danach mit mir?“
Der Chirurg kicherte.
„Ich begrabe Sie im Steingarten“, antwortete er. „Ich nenne ihn meinen Friedhof. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ganz still zu bleiben …“
Das ist ein kurzer Textausschnitt aus dem Buch, das Spannung und einen besonderen Lesegenuss verspricht.

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Das Leben zeigt sich manchmal auf den ersten Blick von seiner unschönen Seite. Dies muss der namenlose Protagonist aufs Schmerzlichste feststellen, als er von der Lebensgefährtin betrogen alles hinter sich lässt und zu Freunden in die Einöde Skandinaviens flieht. Hier gilt es mit dem bisher Erreichten (oder auch den schlichtweg verbockten Situationen des Lebens) abzurechnen, sich den eigenen Dämonen zu stellen und das bisherige Leben und Handeln zu hinterfragen. Als dann noch eine schwere Krankheit den Protagonisten beutelt wird es Zeit, ein Resümee zu ziehen. Was bedeutet Leben? Was erscheint im Nachhinein noch wichtig? Und vor allem, wozu dient die eigene Existenz überhaupt?

Fazit

Ein Roman, wie er nur von Manne Sauter stammen kann – so könnte man es treffend beschreiben, wenn man das erste Werk („Der Rest des Weges“) bereits genießen konnte. Eine Road-Story über den Sinn des Lebens, geeignet für alle, die ab und an eine gewisse Leere verspüren und den vergangenen und schlichtweg vergeigten Chancen des Lebens nachhängen – im Allgemeinen auch ausgeprägte Midlife-Crisis genannt. Und als Leser mittleren Alters (männlich, 40…) erkennt man sich beängstigender Weise in gewisser (hoher?) Regelmäßigkeit wieder. Was macht uns wirklich aus? Wie wäre das Leben, wenn man einen anderen Weg eingeschlagen hat?

Oder um es mit den im Buch zitierten (sehr treffenden) Worten von Henry David Thoreau zu sagen:

„Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, verliert im Vergleich zu dem, was in dir liegt, an Bedeutung.“

All dies zusammen ergibt einen Roman, der frech, mit einer gehörigen Portion Selbstironie versehen, originell und absolut authentisch ist und dennoch (oder gerade deshalb?) regelmäßig die Seele berührt. Angesichts dessen darf man sich an dieser Stelle sicherlich schon auf den folgenden Roman freuen (soll ja eine „Trilogie“ werden).



Die lange Reise der Kometen um die Sonne
von Manne Sauter – Champagne and Bonbons Press, 2013
ISBN: 978-0615872841
Taschenbuch – 330 Seiten

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