Götz Alys Analyse der nationalsozialistischen Verführung: Ein umfassender Blick auf die Mitverantwo…

Götz Aly, ein renommierter Historiker, präsentiert in seinem jüngsten Werk „Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945“ eine umfassende Synthese seiner jahrzehntelangen Forschung zur Frage, wie es dem Nationalsozialismus gelang, einen Großteil der deutschen Bevölkerung für seine mörderischen Pläne zu gewinnen. Aly, der 1947 in Heidelberg geboren wurde, hat sich zeitlebens mit der dunklen Geschichte des Dritten Reiches auseinandergesetzt und versucht nun, die Mechanismen zu entschlüsseln, die es der NS-Führung ermöglichten, breite Zustimmung zu gewinnen, während sie gleichzeitig ein System des Terrors und des Genozids etablierte.

In „Wie konnte das geschehen?“ stellt Aly die zentrale Frage, die sich viele Historiker und Laien gleichermaßen stellen: Warum unterstützten Millionen Deutsche Adolf Hitler, der offen erklärte, die demokratische Verfassung abzulehnen? Wie schaffte es die NS-Regierung, Skeptiker zu überwinden und sie in eine passive Akzeptanz oder gar aktive Mitwirkung zu drängen? Um diese Fragen zu beantworten, führt Aly die Leser durch siebzehn Kapitel, die verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen und politischen Lebens im nationalsozialistischen Deutschland behandeln.

Alys Ansatz ist vielschichtig. Er verknüpft sozialhistorische und ideengeschichtliche Perspektiven und beleuchtet, wie Hitlers Partei ein Gefühl der Hoffnung in Zeiten der wirtschaftlichen Not und politischen Unsicherheit schürte. Der alte Antisemitismus vermischte sich mit neuen Ängsten und sozialen Spannungen, was zu einer breiten Akzeptanz der nationalsozialistischen Ideologie führte. Aly zeigt auf, dass die NSDAP insbesondere bei der Jugend, die nach sozialem Aufstieg strebte, auf fruchtbaren Boden traf. Diese jungen Menschen sahen in der Einparteienherrschaft eine Möglichkeit, ihre eigenen Hoffnungen zu verwirklichen.

Ein zentrales Element in Alys Analyse ist die Rolle sozialer Wohltaten, die von der NS-Regierung eingeführt wurden, um die Bevölkerung zu bestechen und ihre Loyalität zu gewinnen. Er argumentiert, dass Maßnahmen wie Mieterschutz, Pfändungsstopps und wirtschaftliche Entlastungen dazu dienten, die Zustimmung der Bevölkerung zu sichern, auch wenn sie letztlich auf Schulden und finanziellen Druck des Staates basierten. Diese Taktiken stellten sicher, dass viele Deutsche nicht nur passiv blieben, sondern aktiv am System teilnahmen.

Aly betrachtet auch die Folgewirkungen antisemitischer Gesetze und Verordnungen, die nicht nur der Verfolgung dienten, sondern auch der wirtschaftlichen Stabilisierung des Regimes. Beispielsweise führte die „Sühneleistung“ nach den Novemberpogromen 1938 dazu, dass der Staat von den Vermögenswerten der jüdischen Bevölkerung profitierte, was gleichzeitig die finanziellen Mittel für die Kriegsführung erhöhte.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Alys Werk ist die Manipulation der öffentlichen Stimmung durch die NS-Regierung. Er beschreibt, wie das Regime immer neue Themen und Spektakel inszenierte, um die Bevölkerung von den realen Problemen abzulenken. Die massiven Propagandamaßnahmen, die durch Goebbels‘ Ministerium orchestriert wurden, schufen ein Gefühl von Euphorie und Einheit, das die Menschen von den Schrecken des Krieges und des Holocausts ablenkte.

Aly geht außerdem auf die Rolle der Mitwisser und Mittäter der deutschen Bevölkerung ein. Er beschreibt, wie die Menschen durch subtile Anspielungen und durch das Wissen um die Verbrechen, die im Namen des Regimes begangen wurden, zu Komplizen wurden. Diese Dynamik wird besonders deutlich in Bezug auf den Holocaust, bei dem die Bevölkerung durch Berichte von Soldaten und durch die Berichterstattung der Medien in eine passiv-aggressive Rolle gedrängt wurde.

Im abschließenden Kapitel zieht Aly eine düstere Bilanz. Er warnt davor, dass die Mechanismen der Manipulation und der sozialen Kontrolle, die im Dritten Reich wirksam waren, auch in der Gegenwart existieren können. Der Autor verweist auf die Gefahren einer Gesellschaft, die sich durch Angst, Neid und eine Suche nach Sündenböcken definieren lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Götz Alys Werk nicht nur eine umfassende Analyse der nationalsozialistischen Herrschaft bietet, sondern auch als warnendes Beispiel für die Gegenwart dient. Sein Ansatz, die Verantwortung der Bevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen, ist eine wertvolle Perspektive, die das Verständnis für die Mechanismen von Macht und Manipulation schärft. „