Der Sammelband „Narrating Africa – Narrating Namibia. A Multifaceted Approach“, herausgegeben von Julia Augart, Madeleine Brook, Stefanie Hundehege und Nelson Mlambo, ist das Ergebnis eines internationalen Symposiums, welches 2019 am Deutschen Literaturarchiv in Marbach stattfand. In diesem Werk wird ein facettenreicher Zugang zur Erzählung Afrikas und insbesondere Namibias präsentiert, der sich mit literatur- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzt.
Das rote Zimmer und Der neue Nervenbeschleuniger / Das Ding von – „Draußen“ / Die Farbe aus dem All von H.G. Wells, G. A. England, H.P. Lovecraft
Ein ungenannter Protagonist und Erzähler beschließt, die Nacht in einem angeblich gespenstischen Raum zu verbringen, der im lothringischen Schloss knallrot gefärbt ist. Er beabsichtigt, die Legenden, die ihn umgeben, zu widerlegen. Trotz der vagen Warnungen der drei gebrechlichen Aufseher, die im Schloss wohnen, steigt der Erzähler in das „Rote Zimmer“ auf, um die Nachtwache zu beginnen und eine erstauniiche Geschichte nimmt Fahrt auf …
Diese Geschichte des populären Autors H.G. Wells, der in Deutschland vor allem für seine Science-Fiction-Bücher bekannt ist, und drei weitere spannende Geschichten von bekannten Autoren finden sich im vorliegenden Band 1 der Reihe ‚Erstaunliche Geschichten‘.
Hier liegt nun die zweite überarbeitete und verbesserte Auflage vor.
Die Diskussionen, die dem Band zugrunde liegen, zielen darauf ab, die Möglichkeiten und Grenzen der narrativen Darstellung Afrikas zu beleuchten. Die Herausgeber und die Autoren, die aus Deutschland, der Schweiz und Namibia stammen, bringen ihre unterschiedlichen Perspektiven ein und bieten eine breite Palette an Themen, die sich mit namibischen Narrationen beschäftigen. Dabei werden nicht nur literarische Texte betrachtet, sondern auch verschiedene Genres und methodische Ansätze analysiert.
Ein zentraler Aspekt des Sammelbandes ist die Reflexion über die Erzählweisen, die Afrika und Namibia charakterisieren. Die Beiträge reichen von grundlegenden Überlegungen zu den Herausforderungen, die die Erzählung Afrikas mit sich bringt, bis hin zu spezifischen Themen wie Identität, Geschlecht und der Bedeutung mündlicher Literatur. In diesem Kontext wird auch die Rolle von Zeit und Erinnerung untersucht, die in den Erzählungen eine wesentliche Funktion einnehmen.
Die Vielfalt der Perspektiven zeigt sich in den unterschiedlichen Ansätzen, die die Autoren wählen, um ihre Argumente zu untermauern. So werden beispielsweise die Wechselwirkungen zwischen persönlichen Erfahrungen und kollektiven Narrativen thematisiert. Diese wissenschaftlichen Untersuchungen bieten einen tiefen Einblick in die Dynamiken, die das Schreiben und die Rezeption von Geschichten in Namibia prägen.
Ein weiterer bedeutender Teil des Bandes widmet sich der Analyse von Archivmaterialien und dem kolonialen Erbe, das in den Erzählungen immer wieder reflektiert wird. Die Herausgeber haben Materialien aus den Archiven in Marbach und Windhoek zusammengetragen, um zu zeigen, wie diese Quellen zur Konstruktion von Wahrheiten und Fiktionen über Namibia und Afrika beitragen. Diese kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe des Kolonialismus ist unabdingbar, um die Komplexität der afrikanischen Narrative zu verstehen und die oft simplifizierten Darstellungen in den westlichen Medien zu hinterfragen.
Der Sammelband ist nicht nur für Literaturwissenschaftler von Interesse, sondern richtet sich auch an ein breiteres Publikum, das sich für die Kultur und Geschichte Afrikas interessiert. Er bietet eine Plattform, um das Verständnis für die vielfältigen Erzähltraditionen und die Herausforderungen, die mit ihrer Darstellung verbunden sind, zu vertiefen. Der interdisziplinäre Ansatz, den die Herausgeber gewählt haben, ermöglicht es, die vielschichtigen Erzählungen Afrikas in einen breiteren Kontext zu stellen und ihre Relevanz in der heutigen Zeit zu erkennen.
Insgesamt ist „Narrating Africa – Narrating Namibia“ ein bedeutendes Werk, das nicht nur die Vielfalt der Erzählungen Afrikas aufzeigt, sondern auch die Wichtigkeit von Kontext und Perspektive in der Literaturwissenschaft unterstreicht. Durch die Zusammenführung von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen und Ländern eröffnet der Band neue Dialogräume und fördert ein vertieftes Verständnis der kulturellen und historischen Dimensionen, die die Erzählung Afrikas prägen.
Die Publikation, die im Jahr 2024 bei den Basler Afrika Bibliographien erschienen ist, umfasst 221 Seiten und ist zu einem Preis von 35 Euro erhältlich. Mit ihrer fundierten Analyse und den zahlreichen Perspektiven leistet der Sammelband einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Narration Afrikas und die Herausforderungen, die mit der Darstellung von Identität und Geschichte verbunden sind.