Trotz der Tatsache, dass die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für zahlreiche Verlage momentan nicht mehr direkt anwendbar ist, betrachtet Luise Rößner, eine Expertin für Nachhaltigkeit bei der Beratungsfirma Publisher Consultants, es als einen erheblichen strategischen Fehler, die Bemühungen um Nachhaltigkeit in dieser Phase zu reduzieren. In einem aktuellen Gespräch erläutert sie die Gründe, warum es für die Verlage von großer Bedeutung ist, ihre Nachhaltigkeitsinitiativen fortzuführen und sogar zu intensivieren.
Die CSRD, die darauf abzielt, Unternehmen zu mehr Transparenz in Bezug auf ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen zu bewegen, stellt zwar nicht mehr die unmittelbare Verpflichtung für viele Verlage dar, doch Rößner betont, dass das Ignorieren von Nachhaltigkeitsthemen in der heutigen Zeit weitreichende Konsequenzen haben kann. In einer Welt, die zunehmend von Umweltkrisen und sozialen Ungerechtigkeiten geprägt ist, erwarten nicht nur Verbraucher, sondern auch Partner und Investoren von Unternehmen ein klares Bekenntnis zu nachhaltigen Praktiken.
Rößner argumentiert, dass die Aufrechterhaltung und der Ausbau von Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur eine moralische Verantwortung darstellen, sondern auch ein wichtiger Wettbewerbsvorteil in der Verlagsbranche sein können. Verlage, die proaktiv handeln und ihre Geschäftsmodelle an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichten, können sich besser auf die veränderten Anforderungen des Marktes einstellen und eine loyale Kundenbasis aufbauen, die Wert auf umweltfreundliche und sozial verantwortliche Produkte legt.
Ein zentraler Punkt, den Rößner hervorhebt, ist die Tatsache, dass das Interesse der Öffentlichkeit an nachhaltigen Praktiken in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. Verbraucher sind zunehmend bereit, für Produkte zu bezahlen, die umweltfreundlich sind oder aus ethisch einwandfreien Quellen stammen. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in der Buchbranche, sondern in vielen anderen Sektoren ebenso. Aus diesem Grund ist es für Verlage unerlässlich, diese Trends zu erkennen und ihre Angebote entsprechend anzupassen.
Darüber hinaus führt die Nachhaltigkeit zu einer positiven Markenwahrnehmung. Unternehmen, die sich aktiv für ökologische und soziale Belange einsetzen, werden in der Regel als vertrauenswürdiger und engagierter wahrgenommen. Dies kann dazu führen, dass Verlage nicht nur neue Kunden gewinnen, sondern auch bestehende Kunden langfristig binden. Rößner weist darauf hin, dass die Kundenbindung in einer Branche, die durch starke Konkurrenz und sich schnell ändernde Trends geprägt ist, besonders wichtig ist.
Ein weiterer Aspekt, den Rößner anspricht, ist die regulatorische Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit. Auch wenn die CSRD im Moment für viele Verlage keine direkte Anwendung findet, könnte es in Zukunft weitere gesetzliche Anforderungen geben, die Nachhaltigkeitsberichte und -strategien betreffen. Indem Verlage jetzt proaktiv handeln und sich auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards vorbereiten, können sie sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen, wenn neue Vorschriften in Kraft treten.
Schließlich betont Rößner, dass Nachhaltigkeit auch in der Verlagsbranche nicht als einmaliges Projekt, sondern als langfristige Strategie betrachtet werden sollte. Es geht darum, eine Kultur der Nachhaltigkeit zu etablieren, die sich durch alle Ebenen des Unternehmens zieht. Dies erfordert Engagement von der Unternehmensführung bis hin zu den einzelnen Mitarbeitern. Schulungen, Workshops und eine offene Kommunikation über die Bedeutung von Nachhaltigkeit sind entscheidend, um eine solche Kultur zu fördern.
Insgesamt ist es für Verlage unerlässlich, ihre Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern sie aktiv weiterzuentwickeln. Die Herausforderungen, die sich aus der aktuellen globalen Situation ergeben, sollten nicht als Hindernis, sondern als Chance betrachtet werden, um nachhaltige Praktiken zu implementieren, die sowohl dem Unternehmen als auch der Gesellschaft zugutekommen. Rößners Botschaft ist klar: In einer sich wandelnden Welt ist es entscheidend, den Kurs beizubehalten und Verantwortung zu übernehmen – für die Umwelt, die Gesellschaft und letztlich auch für den eigenen Geschäftserfolg.