Reichtum im Film – Ein interdisziplinärer Blick auf kulturelle Phänomene**

Der von Oliver Dimbath und Stefan Neuhaus herausgegebene Sammelband mit dem Titel „Reichtum. Filmanalytische Sondierungen eines kulturellen Phänomens“ bietet eine umfassende Analyse der Darstellung von Reichtum im Film. In vierzehn Beiträgen werden vielfältige Perspektiven und Forschungsschwerpunkte präsentiert, die das komplexe Verhältnis zwischen Reichtum, Gesellschaft und Filmkunst untersuchen. Die Herausgeber betonen, dass die verwendeten theoretischen Ansätze, die stark von den Ideen Pierre Bourdieus und seiner Kapitaltheorie beeinflusst sind, eine gemeinsame Basis bilden. Dennoch gelingt es den Autoren, eine faszinierende Vielfalt an Themen und Ansätzen zu entwickeln, die keinen Raum für Redundanzen lassen.

Der erste Beitrag von Oliver Dimbath legt den Grundstein für die Diskussion, indem er den Zusammenhang zwischen Reichtum und individuellem Freiraum beleuchtet. Er analysiert, wie der amerikanische Traum, symbolisiert durch den American Way of Life, eng mit der Vorstellung von Reichtum verknüpft ist. Dimbath beschreibt das Konzept der Freiheit als doppelt: Es beinhaltet sowohl die negative Freiheit von gesellschaftlichen und religiösen Einschränkungen als auch die positive Freiheit, über die selbst erarbeiteten Ressourcen zu verfügen. Diese Analyse bildet die Grundlage für die folgenden Beiträge, die sich mit verschiedenen Aspekten der Reichtumsdarstellung im Film auseinandersetzen.

Ein zentraler Gedanke, der sich durch die verschiedenen Aufsätze zieht, ist die Notwendigkeit, Reichtum sichtbar zu machen. Luxus ist nicht nur eine Frage des Besitzes, sondern auch der Inszenierung. Dies wird besonders deutlich in der Analyse der TV-Serie „The Gilded Age“, die die sozialen Distinktionskämpfe zwischen „altem Geld“ und „neuem Geld“ thematisiert. Diese Unterscheidungen zwischen ererbtem und erarbeitetem Reichtum werden in den Beiträgen detailliert untersucht.

Jan Weckwerth widmet sich in seinem Beitrag der Figur des Neureichen und dem damit verbundenen Aufstiegsnarrativ. Er beleuchtet, wie die Darstellung dieser Figuren in Filmen und Serien variiert, und stellt fest, dass Neureiche, trotz materiellem Wohlstand, oft Schwierigkeiten haben, in die oberen gesellschaftlichen Schichten aufgenommen zu werden. Dies wird am Beispiel der Serie „Succession“ verdeutlicht, wo der Aufstieg zur Macht über mehrere Generationen hinweg erfolgt.

Eine interessante Perspektive bietet Helmut Schmiedt, der die Unsichtbarkeit von Reichtum in Filmen thematisiert. Er untersucht, wie Reichtum in Genres wie dem Western dargestellt wird, wo illegale Geldbeschaffung oft eine zentrale Rolle spielt. Seine vergleichende Analyse von „Der Schatz im Silbersee“ und „Das indische Tuch“ zeigt, wie moralische Fragestellungen mit dem Streben nach Reichtum verknüpft sind.

Yvonne Blöcker bringt eine weitere Dimension ins Spiel, indem sie sich mit der Darstellung von Reichtum im Kinderfernsehen auseinandersetzt. Sie zeigt, wie Kindersendungen wie „Paw Patrol“ und „Benjamin Blümchen“ unterschiedliche Werte in Bezug auf Reichtum vermitteln. Während Benjamin als moralisch einwandfrei dargestellt wird, wird in „Paw Patrol“ Reichtum mit Verantwortung und gesellschaftlicher Teilhabe assoziiert.

In einem weiteren Beitrag analysiert Çağlanur Gencer Baz Luhrmanns Adaption von „The Great Gatsby“. Sie beschäftigt sich mit den Dichotomien von gutem und schlechtem Reichtum und fragt, inwiefern Gatsbys Aufstieg die Grundwerte des American Dream widerspiegelt. Ihre Analyse zeigt, dass Gatsbys extravagante Lebensweise und sein letztendliches Scheitern eine kritische Auseinandersetzung mit den Idealen des American Dream darstellen.

Janin Aadam betrachtet in ihrem Beitrag den Film „Parasite“ von Bong Joon-ho, der als Sozialsatire angesehen wird und tiefere Einblicke in die Klassenunterschiede und Hierarchien der Gesellschaft gewährt. Sie hebt hervor, wie visuelle Strategien und räumliche Trennungen die Konflikte zwischen Armen und Reichen verdeutlichen und zeigt auf, dass der Film keine eindeutige moralische Bewertung vornimmt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Sammelband „Reichtum. Filmanalytische Sondierungen eines kulturellen Phänomens“ ein facettenreiches Bild der Darstellung von Reichtum im Film zeichnet. Die unterschiedlichen Ansätze und Themen der Beiträge bieten wertvolle Einsichten in die kulturellen und sozialen Implikationen von Reichtum und dessen Repräsentation in