DIE STRASSE DER VIER WINDE

 

ROBERT W. CHAMBERS

 

DIE STRASSE DER VIER WINDE
 

„Schließe deine Augen halb,
Verschränke deine Arme über deiner Brust,
Und aus deinem schlafenden Herzen
Verscheucht für immer alle Pläne.“
 
„Ich singe von der Natur,
Die Sterne des Abends, die Tränen des Morgens,
Die Sonnenuntergänge am fernen Horizont,
Der Himmel, der zum Herzen von zukünftiger Existenz spricht.“

I

Das Tier hielt auf der Schwelle inne, fragend und wachsam, bereit zur Flucht, falls nötig. Severn legte seine Palette ab und streckte eine Hand zur Begrüßung aus. Die Katze blieb regungslos stehen, ihre gelben Augen waren auf Severn gerichtet.

„Kätzchen“, sagte er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme, „komm herein.“

Die Spitze ihres dünnen Schwanzes zuckte unsicher.

„Komm herein“, sagte er erneut.

Offenbar empfand sie seine Stimme als beruhigend, denn sie ließ sich langsam auf allen Vieren nieder, die Augen immer noch auf ihn gerichtet, den Schwanz unter ihre mageren Flanken geklemmt.

Er erhob sich lächelnd von seiner Staffelei. Sie musterte ihn ruhig, und als er auf sie zukam, sah sie zu, wie er sich ohne mit der Wimper zu zucken über sie beugte; ihre Augen folgten seiner Hand, bis sie ihren Kopf berührte. Dann stieß sie ein schroffes Miauen aus.

Severn hatte schon lange die Angewohnheit, sich mit Tieren zu unterhalten, wahrscheinlich weil er so viel allein lebte, und jetzt sagte er: „Was ist los, Kätzchen?

Ihre ängstlichen Augen suchten die seinen.

„Ich verstehe“, sagte er sanft, „du sollst es sofort haben.“

Weiterlesen »
Zur Quelle wechseln