Wer ist die bessere Feministin? Gab es Drogen in der DDR? Ist Regretting motherhood ein Oberschichtenprivileg? Alleinerziehende Mütter in Berlin sind die Heldinnen von Jacinta Nandis neuem Roman.
Von Julia Schröder
Das grausige Hobby von Sir Joseph Londe
„Was für einen Unfug wollen Sie von mir?“, fragte Daniel – vergeblich versuchte er, sich aufzusetzen.
„Nur um einen Blick auf Ihr Gehirn zu werfen“, war die angenehme Antwort.
„Mein – mein was?“ Daniel keuchte.
„Ihr Gehirn“, wiederholte der andere, nahm eines der Messer aus der Schachtel und untersuchte es kritisch. „Übrigens, Sie wissen natürlich, wer ich bin? Ich bin Sir Joseph Londe, der größte Chirurg der Welt. Ich habe mehr Operationen durchgeführt, als es Sterne am Himmel gibt. Leider wurde eines Tages ein kleiner Teil meines Gehirns rot. … Solange ich diesen kleinen Teil des roten Gehirns nicht ersetzen kann, bin ich verrückt. …. In Sie habe ich jedoch absolutes Vertrauen.“
„Wie wollen Sie an mein Gehirn rankommen?“ Daniel fand die Kraft zu fragen.
„Ich will es natürlich herausschneiden“, erklärte der andere. „Sie brauchen nicht die geringste Angst zu haben. Ich bin der beste Operator der Welt.“
„Und was machen Sie danach mit mir?“
Der Chirurg kicherte.
„Ich begrabe Sie im Steingarten“, antwortete er. „Ich nenne ihn meinen Friedhof. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ganz still zu bleiben …“
Das ist ein kurzer Textausschnitt aus dem Buch, das Spannung und einen besonderen Lesegenuss verspricht.
Nandi trifft den Nerv der Zeit! Ihre Darstellung alleinerziehender Mütter ist so authentisch wie erfrischend. Ein echter Spiegel unserer gesellschaftlichen Lebenslügen und Herausforderungen.
Ein interessanter Blick auf alleinerziehende Mütter, doch die Fragen wirken oft wie Aufhänger für Empörung statt echter Reflexion. Wo bleibt die Nuancierung im Diskurs?
Jacinta Nandi gelingt es, die komplexen Lebensrealitäten alleinerziehender Mütter in Berlin authentisch darzustellen. Ihr Roman beleuchtet entscheidende gesellschaftliche Themen mit Witz und Tiefgang.