GENTILLIE

 

Georges Eekhoud

GENTILLIE

I

An der Küste zwischen Nieuwpoort und Dünkirchen machen die Zöllner Jagd auf Kriel Pintloon, genannt Esprot, wegen seiner geringen Größe und seines goldbraunen Teints.

Wenn sein abenteuerlicher Beruf nicht ausgeübt wird, verlässt Kriel, der sich normalerweise in den Dünen versteckt, wie die Kaninchen seine sandigen Ställe, um in die fruchtbaren Ebenen des Veurne-Ambachts hinabzusteigen und die Bauernhöfe in der Ebene zu erpressen. Sie verlangen den Zehnten von der Buche, dem Salzfass, dem Hühnerstall und sogar von den in den geheimnisvollen Verstecken vergrabenen Reichtümern.

Kriels Raubzüge haben ihm die Menschen auf der Erde entfremdet, die allerdings nicht allzu viel für irreguläre Menschen seines Kalibers übrig haben und oft als Vermittler oder gar Hehler fungieren. Doch Kriel ist ein kühner und mutiger Mann, der den Tod betrügt und sich nicht um ihren Unwillen schert. Er verachtet die sesshaften, unterwürfigen Bauern zu sehr, als dass er sie schonen und zu seinen Verbündeten machen würde, und verlässt sich seit vielen Jahren nur auf seinen vierbeinigen Komplizen, seinen treuen Hund Dapper.

Auch hat er sich nie wie ein Untergebener in die Herde seiner Artgenossen unter den Befehlen eines Treibers eingegliedert.

Die Sonne verschwindet unter dem Horizont. Die Zöllner lauern paarweise hinter den Hecken.

Achtung! Ein Mann kommt auf dem nahegelegenen Weg vorbei; er sieht aus wie ein Pflugknecht, der auf dem Weg zum Stoppelfeld ist, wo sein Kartoffelteller auf ihn wartet. Niemand würde auf die Idee kommen, den Pflugträger zu verdächtigen, der mit den Händen in der Tasche und dem Lied von der letzten Kirmes lässig vor sich hin pfeift. Und doch ist dieser Schuft niemand anderes als unser Kriel. Was, dieser Job? Kriel, der Kluge in Person. Zu diesem Zweck ist er kränklich und rauchig, sein Bauch ist ein Kanister und unter der runden Schwellung seines blauen Kittels trägt er einen Schlauch mit flämischem Alkohol mit sich herum…..

Oder die Nacht ist dunkel und regnerisch…. Kriel mit einem kurzen Gewehr und Dapper mit einem Stachelhalsband bewaffnet, schleichen sich wie Schatten in ein abgelegenes Haus. Der Mann kommt mit einer Last auf den Schultern heraus, die wie der Sack eines Infanteristen geschnallt ist. Mit gespitzten Augen und Ohren bewegt er sich in bizarren Zickzacklinien durch Wälder, Hohlwege und trockene Gräben, wobei er die Lichtungen der Ebene, die kahlen Küsten und die Pachthöfe, deren Wachhund den unbekannten Passanten anzeigen würde, sorgfältig meidet. In der Ferne zeichnete sich eine verdächtige Silhouette ab. Kriel legt sich flach auf den Boden, Dapper bleibt stehen und verzieht sich so gut es geht. Man sieht und hört nichts mehr. Es war ein falscher Alarm. Schon ist die Grenze überschritten, der Schmuggler überquert die gefährliche Zone der ersten Linie; noch eine Meile, nur eine Meile, und sie sind in Sicherheit, der Esprot, sein Hund und ihre Ware.

Nach den „guten Taten“ des Sommers verbringt er als sorgloser Musard, der sich an den grasbewachsenen Böschungen der Kanäle oder zwischen den Dünenhügeln räkelt oder auf dem Rücken liegt, ganze Tage damit, seine Glieder zu strecken, während ringsum die Grillen, schwarz und gelb wie er selbst, ihre Elytren abschaben und die feuchte, vibrierende Landschaft sich für Augenblicke in der weißen Geistersonne aufzulösen scheint…..

Und oft zieht er im Winter, spöttisch und in geselliger Stimmung, das Inkognito eines Prinzen bewahrend, am helllichten Tag durch das Land, hält sich in den Kabaretts beim Kartenspiel Lampe trocken auf, und seine Hände sammeln und klappen ohne Unterlass die klebrigen Karten. Und wenn nach dem Spiel ein Gespräch über die dem Esprot zugeschriebenen Heldentaten aufkommt, verliert der Matrose nicht die Fassung und weicht aus, sondern überbietet diese mit unerschöpflicher Verve, und die Partner ahnen nicht, dass es der Esprot ist, der ihnen seine Memoiren vorträgt.

-Kriel betrügt zu Land und zu Wasser. Auf einer Boje, die kaum stabiler als ein Leichter war, transportierte er Harlebeke- und Roisin-Tabak im Wert von über fünftausend Francs nach Rouen!“, erzählt ein Fischer aus Koksijde, der mit dem anonymen Betrüger am Tisch sitzt.

Und wie die anderen ihre Augen aufreißen.

-Puh! Kriel hat noch etwas anderes geschafft!“, sagt der Angeber. Er hat das Meer von Gravesend nach Dünkirchen überquert, um Messer und Wollwaren aus England zu schmuggeln.

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