DAS GERICHT IN DER WÄRMESTUBE

 

Georges Eekhoud

DAS GERICHT IN DER WÄRMESTUBE

An Herrn Oscar Wilde,
An den Dichter und den heidnischen Märtyrer,
gefoltert im Namen der
Protestantischen Gerechtigkeit und Tugend.

Jacques la Veine, der treue Kerl, der regelmäßig in der Strafanstalt untergebracht war, hatte dort gerade wieder sein Winterquartier bezogen.

Zum fünfzigsten Mal schlossen sich die Türen des Depots für ihn.

Zu diesem Anlass veranstalteten die Kameraden, alte Rückkehrer oder blühende Vagabunden und Neulinge, in der Pause ein kleines Fest in der Wärmestube, ja, eine richtige Geburtstagsfeier, intim und zärtlich wie eine goldene Hochzeit.

Wenn ich einen Teil der Insassen dieser Anstalt als alte, zurückgekehrte Pferde bezeichne, so ist das nur eine Redewendung, denn viele der Rückfalltäter, die wie dieser Jubilar eine ganze Reihe von juristischen Makeln aufweisen, waren kaum älter als dreißig Jahre. Es gab zwar einige, die so verdorben und schwachsinnig waren wie die Partygänger der Oberschicht, aber es gab auch andere, die ein gesundes Leben als Rentner ohne Rente und als Arbeiter mit trügerischen Arbeiten und chimärischen Berufen führten. Sie waren in dieser Versammlung sogar zahlreicher als die Topfschlagenden und Valetudinären, die kräftigen und blühenden Geniestreiche, die Freunde der heiligen Faulheit oder nutzloser, aber genialer Hobbys, die Fresser und Schlemmer, die verbotene Früchte aßen, von denen die meisten jedoch Schwächen und Schamgefühle respektierten und nicht in der Lage waren, eine Blume zu verwelken, ein Nest zu stehlen oder ein Kind zu missbrauchen; Dichter in Aktion, Luxusmenschen, die sich nur von ihrem Gewissen leiten ließen und sich um der schönen Gesten und kategorischen Behauptungen willen mit Nachstellungen, Fesselungen, Verbannungen und manchmal langsamen Folterungen abfanden.

Alle Unregelmäßigkeiten waren an diesem Nachmittag in der tristen Wärmestube, der ehemaligen Kapelle des feudalen Schlosses, nebeneinander und verbrüdert. Die bis zur Höhe des Spitzbogens zugemauerten Fenster sorgten für ein spärliches Kryptenlicht. Es war erst vier Uhr und die Trompeten der Soldaten hatten noch nicht das Herannahen des letzten täglichen Zuges pulveriger Füße angekündigt, aber der November verrichtete sein knollenartiges Werk, es nieselte und die Nadeln eines kalten Regens rissen wie rote Blutstropfen aus dem Tag, der bereit war, sich zu entblättern.

Doch drinnen war es noch grauer und feuchter, obwohl ein gusseiserner Ofen glühte, der inmitten von schweren Atemzügen, Schweißausbrüchen und Rauchwolken den düsteren Sonnenuntergang parodierte, der hinter den Skeletten des Baumbestandes, zwischen Nebel und Frost, blutrot war.

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